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Studie: So informieren sich junge Investor*innen

Erhebung von FH St. Pölten und Paradots zu Finfluencer*innen

Studie: So informieren sich junge Investor*innen

Sie gelten als die neuen Geldflüsterer*innen am Kapitalmarkt: Finanz-Influencer*innen erreichen auf Instagram und Co. Millionen von Follower*innen. Aber welchen Einfluss haben die sogenannten Finfluencer*innen tatsächlich auf die Anlageentscheidungen ihrer zumeist jungen Follower*innen?

Eine explorative Studie der Fachhochschule St. Pölten zeigt: Finfluencer*innen sind als Informationsquelle relevant und werden von ihren Follower*innen für ihre Persönlichkeit und den unterhaltsamen Content geschätzt.

Fast die Hälfte der Befragten hat zudem schon einmal aufgrund einer Finfluencer*in-Empfehlung bestimmte Aktien gekauft.

Finfluencer*innen und ihre Follower*innen

Finfluencer*innen haben sich auf Instagram mittlerweile etabliert. Die größten Accounts im deutschsprachigen Raum kommen auf über 100.000 Follower*innen. Die Bandbreite reicht dabei von prominenten Unternehmerpersönlichkeiten über Special-Interest-Formate bis hin zu zahlreichen Micro-Finfluencer*innen.

Forscher*innen der FH St. Pölten haben die Rolle von Finfluencer*innen auf Instagram nun erstmals untersucht. In Kooperation mit der Social-Media-Agentur Paradots wurden insgesamt 300 Follower*innen befragt.

Die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 34 Jahren alt, überwiegend männlich und stark investmentaffin: Fast alle (92%) investierten in mindestens zwei Anlageklassen. Sehr gefragt waren beispielsweise Aktienfonds/ETFs (93%), Einzelaktien (91%) sowie Kryptowährungen (71%).

Instagram als Finanzinfoquelle

Finfluencer*innen sind für die Befragten eine wichtige Informationsquelle über Finanzen (76% Zustimmung) und gelten auch als Quelle für neues Wissen (72% Zustimmung). Zwei Drittel der Befragten folgt Finfluencer*innen aber auch deshalb, weil sie ihren Content unterhaltsam finden.

Die Suche nach Empfehlungen für neue Aktien ist dagegen selten ein Motiv: Das ist nur für 19 Prozent der Befragten relevant. Über 85 Prozent der Follower*innen folgen übrigens nicht nur einem, sondern mehr als drei Finfluencer*innen – allein auf Instagram.

Finfluencing als Entertainment

Finfluencer*innen sind für die klare Mehrheit der Befragten ein einfacher Weg, um Finanzthemen bequem in den eigenen Medienkonsum einzubauen (81% Zustimmung). Zwar sind die Follower*innen nach eigenen Angaben primär an Informationen zu Aktien (84%), Analysen (79%) und allgemeinen Finanztipps (77%) interessiert, für 69 Prozent sind aber unterhaltsame Inhalte ausschlaggebend, für 64 Prozent persönliche Geschichten der Finfluencer*innen und für knapp mehr als die Hälfte auch Memes.

„Finfluencing ist eine Form des Infotainments“, erklärt Monika Kovarova-Simecek, Leiterin des Studiengangs Digital Business Communications der FH St. Pölten. „Informationen über Aktien und Investments werden mit unterhaltsamen Elementen, persönlichen Geschichten und Emotionen vermischt. Auch visuell und technisch bewegen sich die meisten Finfluencer*innen immer am Puls der aktuellen Instagram-Trends.“

Gefangen in der Finfluencer*innen-Bubble?

Aber welchen Einfluss haben Finfluencer*innen tatsächlich auf die Anlage-Entscheidungen ihrer jungen Follower*innen? Etwa die Hälfte der befragten Follower*innen hat schon einmal aufgrund einer Finfluencer*in-Empfehlung ein Investment getätigt (49%). Für fast alle unter ihnen war dabei die sachliche Analyse des Investments besonders entscheidend.

Die Befürchtung, dass sich junge Investor*innen auf Social Media nur noch in einer „Finfluencer-Bubble“ bewegen, wird in der Studie kaum bestätigt. Neben den Profilen von Finfluencer*innen folgt die Mehrheit der Befragten beispielsweise auch klassischen Finanzmedien auf Instagram. Im Ranking der wichtigsten Informationsquellen belegen außerdem Finanzportale und Online-Geschäftsberichte die ersten beiden Plätze – noch vor Social Media.

„Junge Investor*innen werden oft als besonders kurzentschlossen und risikoaffin charakterisiert“, sagt Eloy Barrantes von der Agentur Paradots. „Unsere Studie zeigt allerdings ein anderes Bild der befragten Follower*innen: Sie sind überdurchschnittlich hoch gebildet, sehr interessiert an Investments, nutzen unterschiedliche Informationsquellen und verfolgen langfristige Anlageziele.“

Im Vordergrund der Investitionsziele stehen nicht kurzfristige Renditen, sondern der langfristige Vermögensaufbau (99% Relevanz), die private Altersvorsorge (92% Relevanz) sowie die finanzielle Unabhängigkeit (88% Relevanz).

Zur Studie:

Für die Studie „Finfluencer: Wie Finanz-Influencer*innen das Informations- und Investitionsverhalten junger Anleger*innen beeinflussen?“ wurden die Follower*innen deutschsprachiger Finfluencer*innen auf Instagram befragt. Zwischen August und Oktober 2022 beteiligten sich insgesamt 300 Follower*innen an der nicht-repräsentativen Befragung (247 gültige Datensätze). Die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 34 Jahre alt (Durchschnittsalter: 27), überwiegend männlich (87%), höher gebildet (34% mit Matura/Abitur und 48% mit Hochschulabschluss) und hoch investmentaffin. Außerdem spielen Social Media – und konkret Instagram – in der Mediennutzung eine zentrale Rolle: 85% der Teilnehmenden verbringen mindestens eine Stunde täglich auf Instagram – davon 31% sogar mehr als zwei Stunden. Die klare Mehrheit der Befragten nutzt die App dabei „alle paar Stunden“ (65%).

Die vollständige Studie erhalten Sie auf Anfrage an work@paradots.com kostenlos als PDF.

Masterstudium Digital Business Communications an der FH St. Pölten

Für das Studium kann man sich noch bis 22. Mai bewerben.

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FH-Prof. Mag. Kovarova-Simecek Monika

FH-Prof. Mag. Monika Kovarova-Simecek

Studiengangsleiterin Digital Business Communications (MA) Stellvertretende Studiengangsleiterin Management und Digital Business (BA) Mitglied des Kollegiums 2023 bis 2026 Department Digital Business und Innovation
Mag. Hammer Mark

Mag. Mark Hammer

Fachverantwortlicher Presse
Marketing und Unternehmenskommunikation