Musikunterstütztes Ausdauertraining in Gesundheitssport und Prävention
Einleitung
In der Forschung fand in den letzten Jahren verstärkt eine Fokussierung auf die Beeinflussung von Musik auf Körper und Psyche während sportlicher Aktivitäten statt (vgl. Large, 2000; Priest & Karageorghis, 2008). Es zeigte sich, dass Musik einen Einfluss auf das persönliche Belastungsempfinden, auf die Stimmungslage, auf die Motivation aber auch auf den Bewegungsrhythmus und die Bewegungsgeschwindigkeit haben kann (vgl. Elliott, Carr, & Orme, 2005).
Speziell aber in zyklischen Ausdauersportarten wie Laufen oder Radfahren kann asynchrone Musik den Bewegungsrhythmus negativ beeinflussen (Safranek, Koshland, & Raymond, 1982) und so womöglich einen Nachteil im Einhalten der gewünschten Trainingsherzfrequenz hervorrufen. Führende IT- und Sportartikelhersteller verfolgen mit diversen Feedbacksystemen in Unterhaltungselektronik Ansätze um diesen Effekten entgegen zu wirken. Deren Nachteil liegt allerdings darin, dass weder auf die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse eingegangen wird, noch ein kontinuierliches, an die jeweilige Situation (Tagesverfassung, Änderungen der Herzfrequenz durch Geländeanstiege etc.) angepasstes Feedback gegeben wird. Unter der Annahme, dass der Bewegungsrhythmus aktiv durch den Musikrhythmus beeinflusst werden kann, wird in diesem Projekt an der Fachhochschule St. Pölten Musik als steuernde Maßnahme im Ausdauersport eingesetzt.
Zielsetzung
Ziel ist die Entwicklung einer Feedback-Applikation für Mobiltelefone und Smartphones. LäuferInnen sollen durch "intelligente" Auswahl und Manipulation von Musiktiteln aus der privaten Musikbibliothek während des Trainings individuell beim Einhalten der passenden Laufgeschwindigkeit unterstützt werden. Dabei wird die passende Laufgeschwindigkeit kontinuierlich über die zuvor eingegebene "Trainings-Zielzone" und der aktuellen Herzfrequenz bestimmt.
Liegt die Herzfrequenz einer Person während des Trainings beispielsweise über oder unter einem definierten Grenzwert, so wird mit dem nächsten Lied ein Musiktitel gewählt, welcher um 15% weniger oder mehr Beats per Minute verfügt und so die Personen dabei unterstützt, langsamer oder schneller zu laufen. Sollte kein passendes Musikstück zu Verfügung stehen, wird das Audiomaterial dynamisch im Tempo (Time Scaling) angepasst.
Da Musik sowieso oft ein ständiger Begleiter im Sport ist, könnte ein musikbasiertes Feedbacksystem nachhaltig dazu beitragen, Menschen zu mehr sportlicher Aktivität zu motivieren und gleichzeitig die Qualität der absolvierten Trainingseinheiten zu steigern. Dabei kann die Anwendung eines musikbasierten Feedbacksystems sowohl für Sportneulinge als auch für ambitionierte SportlerInnen von großem Interesse und Nutzen sein.
Die Idee und eine erste konzeptuelle Entwicklung wurden bereits als Poster auf der Fachhochschulkonferenz 2011 in Wien und auf der Audio Mostly Konferenz 2010 in Pitea, Schweden vorgestellt.