Heteronormativität und binäres Geschlechterdenken sind auch in der Sozialen Arbeit noch immer vorherrschend. Dadurch wird die besonders vulnerable und sehr heterogene Gruppe der queeren Personen nicht mit ihren speziellen Bedürfnissen wahrgenommen.
Im Projekt Queer-inklusive Sozialarbeit soll daher eine Bedarfserhebung für sozialarbeiterische Angebote für LGBTIAQ+-Personen und deren Angehörige in NÖ durchgeführt und in Folge partizipativ Konzepte erarbeitet werden, wie zielgerichtete Beratungs- oder Vernetzungsangebote in NÖ (mit Fokus auf den ländlichen Raum) umgesetzt werden können. Mit qualitativen Forschungsmethoden (Expert*innen-Interviews, Biographiearbeit, Sozialraumanalyse zur partizipativen Bedarfserhebung) werden Ist- und Soll-Zustand von konkreten LGBTIAQ+-Angeboten erhoben – wobei hier Augenmerk auf LGBTIAQ+-als Querschnittsmaterie in allen Handlungsfeldern der Sozialarbeit gelegt wird.
Konkret sollen die Ergebnisse aus der (partizipativen) Forschung eine Grundlage zum Erarbeiten von Konzepten queer-inklusiver Sozialarbeit für Einrichtungen liefern – als konkrete Angebote wie auch als Implementierung für alle Handlungsfelder der Sozialen Arbeit.
Bachelorarbeiten
Projektendbericht
Die Studierenden haben unterschiedliche Handlungsfelder zu queer-inklusiver Sozialarbeit beforscht. Die wesentlichen Ergebnisse werden hier dargelegt. Toni Frankenberg hat dem Bedarf queerspezifischer Angebote für psychosoziale Fachkräfte in der Arbeit mit Jugendlichen entsprechend ein Konzept für eine queere Fachstelle mit detailliertem Leitfaden zu Inhalten, Methoden und Finanzierung erstellt. Im Rahmen ihres Auslands-Studiums hat Anina Schuler Ansätze für ein Peer-Kollektiv queerer Jugendlicher in Heraklion ausgearbeitet. In diesem Rahmen werden Wünsche, Bedürfnisse und Forderungen sichtbar gemacht sowie die Soziale Arbeit kritisch hinterfragt. In der Forschung von Viktoria Wiser zu Safe(r) Spaces hat sich ergeben, dass es Bedarf an queeren Unterstützungsmöglichkeiten für Jugendliche in Niederösterreich gibt. Hierfür spielt Soziale Arbeit eine essenzielle Rolle, etwa für die Etablierung eines queeren Jugendzentrums. Markus Menneweger, Vanessa Lang und Sandra Surböck haben ein Konzept erstellt, um via Instagram Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Gewalt an queeren Personen“ zu betreiben. Bei dem Projekt wurden folgende zwei Spezialisierungen vorgenommen: häusliche Gewalt an queeren Personen und Unterstützungsmöglichkeiten für queere Klient*innen in Bezug auf Wohnungslosigkeit und Gewalterfahrungen. Ines Zecha setzte sich mit dem Umgang der mobilen Sozialarbeit mit geflüchteten LGBTQIA+-Personen auseinander. Diese Zielgruppe ist für Außenstehende oft nicht sichtbar; die Umsetzung queer-spezifischer Beratungsangebote gestaltet sich oft schwierig. Dadurch ergeben sich einige Herausforderungen, mit denen sich die Soziale Arbeit auseinandersetzen sollte, sei es hinsichtlich Sensibilisierung auf das Thema oder Gestalten von geeigneten Beratungssettings. Die Ergebnisse der Forschung von Jasmin Lobinger zeigen, dass Instagram die momentan meistgenutzte Internet-Plattform zu Informationsgewinnung über LGBTQIA+ Themen ist. Gerade im ländlichen Raum stellt sich der Zugang zu Informationen schwierig dar. Niedrigschwellige Zugänge zu Informationsgewinnung sind wünschenswert, ebenso soll der Austausch zwischen sich der LGBTQIA+ Community zugehörig fühlenden Personen gefördert werden. Tobias Kalinka hat in seiner Bachelorarbeit Methoden und Herangehensweisen für den Umgang mit queeren Themen in der Kinder- und Jugendarbeit herausgearbeitet. Dafür hat er Erfahrungen von Professionist*innen sowie Bedarfe von Personen aus der queeren Community anhand einer Online-Umfrage erhoben. Mit der Rolle von Schulsozialarbeit im Rahmen von Sexualkundeunterricht hat sich Celina Scheibenpflug befasst. Die Ergebnisse zeigen, dass es vom Engagement einzelner abhängt, sich in diesem Bereich Wissen anzueignen, stärkere Vernetzung zwischen Lehrer*innen, Sexualpädagog*innen und Schulsozialarbeit wäre zielführend.