Was ist dran an der „Ökonomisierung der Sozialen Arbeit“?


Sozialpädagogische Perspektiven auf eine umstrittene Zeitdiagnose

Jede sozialpädagogische Fachkraft muss sich im Laufe ihrer Tätigkeit auch mit ökonomischen Dimensionen des eigenen Handels auseinandersetzen. Ein nachhaltiger Umgang mit zeitlichen und materiellen Ressourcen gehören ebenso dazu wie Effizienz- und Effektivitätsüberlegungen. Institutionelles sozialpädagogisches Handeln war seit der Moderne nie frei von ökonomischen Aspekten bzw. war immer schon mit der Wirtschaft als einem gesellschaftlichen Teilbereich (etwa im Hinblick auf die Finanzierung) verbunden. Dennoch wird in den Sozial- und Geisteswissenschaften seit etwa zwei Dekaden die Verbindung von Sozialem und Ökonomischen unter dem Terminus Ökonomisierung teils heftig kritisiert. 

Bei näherem Hinsehen ist festzustellen, dass in der Ökonomisierungsthese jedoch nicht die indirekte Abhängigkeit der Sozialpädagogik von der Wirtschaft (etwa durch Budgetzuteilungen) oder die alltäglichen Rationalisierungen in der Praxis kritisiert werden. Gegenstand der Kritik ist vielmehr die Dominanz wirtschaftlicher Elemente in der Sozialpädagogik, durch die das sozialpädagogische Handeln so verändert werden werde, dass inhaltlich-fachliche Begründungen und Zielbeschreibungen von ökonomischen Aspekten überlagert würden. Das geschieht etwa dann, wenn wegen des Kostendrucks Quoten oder Aufgaben innerhalb einer festgelegten Zeit erfüllt werden müssen, sodass Klient*innen, mit weniger "Erfolgsaussichten" oder Bedürfnissen, die nicht in das (Zeit-)Schema passen, durch das Raster fallen. Oder es werden mit dem Argument der Effizienz Einsparungen vorgenommen, bei gleichzeitiger Anforderung an die Fachkräfte dasselbe oder gar mehr zu leisten. 

Wenn die Kritik zutrifft, dann können Ökonomisierungstendenzen in der Tat die fachliche Professionalität der Sozialpädagogik aushebeln. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich dem Thema kritisch-analytisch zu nähern. Die Leitfrage im Projekt lautet:

  • Wie sind die Entwicklungen, die als Ökonomisierung interpretiert werden, im Hinblick auf die Effekte, die sie für die Sozialpädagogik hervorbringen, zu beurteilen?

Ziel ist, sich mit ökonomischen Aspekten in der eigenen Praxis auseinander zu setzen, die Ökonomisierungsthese kritisch unter die Lupe zu nehmen und sich kritisch gegenüber (befürchteten oder nachweisbaren?) De-Professionalisierungstendenzen zu positionieren. Die Forschungsfragen werden mit Methoden der qualitativen sozialwissenschaftlichen Forschung bearbeitet.

Laufzeit
01.09.2023 – 30.06.2025
Projektstatus
laufend