Wohnungsnot – Wo soll ich hin?


Wohnungsnot – Wo soll ich hin?

Leistbares Wohnen und Wohnungsnot sind Themen, die nicht nur einkommensschwache Menschen betreffen, sondern in der Mitte unsere Gesellschaft angekommen sind. Im Zuge der globalen Finanzkrise von 2008 sind Mieten und Wohnungspreise in Ballungszentren erheblich angestiegen, was nachhaltiges Wohnen immer brüchiger werden lässt.


Die Beratung und Begleitung von Menschen in Wohnungsnot zeigt, dass Klientinnen udn Klienten sich in einem "Informations-Dschungel" zurechtfinden müssen, damit nachhaltiges Wohnen gelingen kann. Soziale Einrichtungen wie der Verein Wohnen haben zum Ziel, Klientinnen und Klienten mit Wissen und Strategien zu unterstützen, so dass sie Wohnraum finden und auch erhalten können. Eine langfristige und leistbare Wohnmöglichkeit gibt Sicherheit und ist die Basis für gelingendes Leben.


Ausgehend vom Praxisfeld der Beratung und Betreuung von Menschen, die Gefahr laufen ihre Wohnung zu verlieren oder diese schon verloren haben oder die auf der Suche nach leistbarem Wohnraum sind, wollen wir in einem ersten Schritt die potentiellen Hürden und Hindernisse herausarbeiten, die Menschen in Wohnungsnot erleben. Darauf aufbauend werden wir Praxisprojekte recherchieren und Erfahrungen im Beratungsfeld erheben, um anhand von Best-Practice-Beispielen und Felderfahrungen Herangehensweisen, Methoden und Settings zu erheben mit dem Ziel, Betroffene wirkungsvoller und präventiv zu beraten.


Projektendbericht

Das Projekt „Wo soll ich hin?“. Beratung von Menschen in Wohnungsnot. Erforschen von Hindernissen und Hürden als Perspektive sozialarbeiterischen Handelns“ entstand aus einer Kooperation zwischen dem Verein Wohnen und der Fachhochschule St. Pölten.

Das Ziel dieses Projektes war, Hürden und Hindernisse in der Wohnungslosenhilfe auf Grundlage wissenschaftlicher Forschung zu untersuchen und zu benennen, um fachliche Standards zu erhöhen und Beratungsprozesse zu verbessern. Zehn Studierende haben mit hohem Engagement Literatur recherchiert, Teilaspekte herausgearbeitet und konkrete Forschungsfragen für wissenschaftliche Untersuchungen erarbeitet.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass der Begriff der Nachhaltigkeit in der Wohnungslosenhilfe an Bedeutung gewinnt und demzufolge geschärft werden muss. Auch die Art der Kontaktaufnahme sollte verstärkt in der sozialarbeiterischen Praxis reflektiert werden, da diese bereits wesentlich für die Arbeitsbeziehung ist. Dazu passend entstand die Idee für den Verein Wohnen eine App zu programmieren, um den Zugang zu den passenden Angeboten für die Betroffenen zu erleichtern und die Soziale Arbeit mit der Digitalisierung zu verknüpfen.

Im Projekt wurde auch der Begriff der Wohnungslosigkeit diskutiert, da viele Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe die Wohnungsnot zwar temporär verschieben, jedoch durch befristete Mietverträge nicht dauerhaft beseitigen. Da vor allem im ländlichen Raum Menschen auf ein Auto angewiesen sind, jedoch die finanziellen Mittel dafür nicht besitzen, versuchen Sozialarbeiter*innen trotz knapper Ressourcen durch Hausbesuche Hürden abzubauen. Als größte Hürde um einen Delogierungsprozess erfolgreich abzuwenden wurde die „Kopf in den Sand“ Strategie auf Seiten vieler Betroffener benannt. Eine Form des sich Versteckens, die für Betroffene dazu führt, dass Briefe nicht mehr geöffnet werden, Termine nicht bekannt sind und folglich nicht wahrgenommen werden, mit der Konsequenz den Wohnraum zu verlieren. Diese Strategie gilt es mit Transparenz und verstärkter Öffentlichkeitsarbeit präventiv zu verhindern. Neben diesen Phänomenen wurden auch Themen wie Hürden in der Altersarmut bei Frauen und strukturelle Gewalt bearbeitet. 

Am 18.06.2019 fand ein Bar Camp mit ausgiebiger Diskussion zwischen den Studierenden der FH St. Pölten und den Sozialarbeiter*innen und der Geschäftsführerin des Vereins Wohnen statt. Die Forschungsergebnisse wurden aufbereitet und waren Grundlage fachlicher Selbstreflexion und kritischer Auseinandersetzung mit der Praxis des Vereins Wohnen. 

Bachelorarbeiten

Dichtl, Hubert (2019): W2G [Where2Go]. Eine App für den Verein Wohnen. Bachelorarbeit, St. Pölten. 

Franz, Theresa / Kvarda, Eva (2019): Nachhaltiges Wohnen - Begriffsanalyse am Beispiel des Projektes Wohnchance. Bachelorarbeit, St. Pölten. 

Ebenstein, Hanna (2019): Mit dem „Kopf in den Sand“ am Weg zur Delogierung. Hürden der Wohnungssicherung aus drei unterschiedlichen Perspektiven - eine Forschung in Zusammenarbeit mit dem Verein Wohnen. Bachelorarbeit, St. Pölten.

Hrvacanin, Jelena (2019): „Aber es ist natürlich die innere Überwindung“. Kontaktaufnahme zur Wohnungssicherung des Verein Wohnens. Bachelorarbeit, St. Pölten. 

Huber, Nadine (2019): „Alles hinter mir lassen und neu anfangen.“ Die Phase der Wohnungsnot aus retrospektiver Sicht von Klientinnen des Übergangswohnens. Bachelorarbeit, St. Pölten.

Zöchling, Julia (2019): Bedarf an Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Menschen in Wohnungsnot im ländlichen Raum. Bachelorarbeit, St. Pölten.

Haider, Anna (2019): Altersarmut ist weiblich. Eine Darstellung von Bewältigungsstrategien zur Wohnungserhaltung. Bachelorarbeit, St. Pölten. 

Raab, Bianca (2019): Strukturelle Gewalt gegenüber von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen in Niederösterreich. Verortung und Auswirkungen auf die Rolle als Sozialarbeiter*in in der Wohnungslosenarbeit. Bachelorarbeit, St. Pölten.

Staeps, Janina (2019): Care Leaver*innen - Von der Fremdunterbringung in die Selbstständigkeit. Die Herausforderung Wohnen. Bachelorarbeit, St. Pölten. 

Kontakt

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Institutsleiter Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Soziale Arbeit (MA)
FH-Dozent
Stellvertretender Departmentleiter
Department Soziales
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
M: +43/676/847 228 555
Laufzeit
31.08.2018 – 29.06.2019
Projektstatus
abgeschlossen