Alleinerziehende, davon etwa 90 Prozent Frauen, stehen vor besonders schwierigen Herausforderungen. Sie schultern oft alleine die Verantwortung um Erziehung, Betreuung und Einkommen. Trotz des höheren finanziellen Bedarfs steht ihnen aufgrund von geringeren Erwerbseinkommen (als Frauen), Teilzeitbeschäftigung, keinen, niedrigen oder unregelmäßigen Unterhaltszahlungen sehr wenig Geld zur Verfügung – und das, obwohl sie meist rund um die Uhr arbeiten.
Über Jahre und Jahrzehnte hinweg bleibt ihnen kaum Zeit für die Selbstfürsorge. Gerade in der Corona-Krise hat sich die Situation von Alleinerzieher*innen noch einmal verschärft, deren Armutsgefährdung schon über dem gesellschaftlichen Durchschnitt liegt.
Die "Alleinerzieher*in" wird oft in sozialpolitischen Diskursen instrumentalisiert. Im Gegensatz dazu fehlen öffentliche Gelder für die Umsetzung von sozialstaatlichen Unterstützungsangeboten wie der Ausbau einer flächendeckenden Kinderbetreuung oder einer bedingungslosen Sicherung von Kindesunterhaltsleistung durch den Staat. Aufgrund eines unzureichenden Unterstützungssystems sind Betroffene oft in Notsituationen auf sich alleine gestellt. Als Bewältigungsstrategie greifen manche Alleinerziehende auf selbstorganisierte und sozialarbeiterische Unterstützungen zurück.
Das Bachelorprojekt setzt sich mit selbstorganisierten Alleinerziehenden-Initiativen sowie sozialen Unterstützungsangeboten für Alleinerziehende aus einer Von-Unten bzw. nutzungsforscherischen Perspektive (vgl. Bareis 2012) auseinander und fragt, welche Arbeit und Ressourcen Nutzer*innen aufwenden müssen, um von Selbstorganisierung und Hilfsangeboten einen Nutzen ziehen zu können. Aufgrund ihrer ethischen Prinzipien (vgl. IFSW 2014) setzt sich die Soziale Arbeit für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und sozialen Wandel ein.
Das Bachelorprojekt beschäftigt sich in diesem Sinne damit wie Alleinerzieher*innen sozialen Ausschließungsprozessen und Nicht-Repräsentation (vgl. Bareis 2012) durch Selbstorganisation entgegenwirken und welche unterstützende Rolle die Soziale Arbeit in diesem Prozess einnehmen könnte. Mittels partizipativer sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden und Literaturrecherche werden sich die Studierende mit dem Thema auseinandersetzen.