Case Management in sozialraumsensiblen Kontexten


Die Kinder- und Jugendhilfe des Landes Steiermark hat sich Anfang der 2000er-Jahre für eine fachliche Neuausrichtung entschieden und zunächst zwei Fachkonzepte entwickelt, die im Zuge des Reformprozesses miteinander verwoben wurden: Sozialraumorientierung und Case Management.


Während sich die Ausgestaltung der Fallarbeit entlang des Rollen- und Funktionsverständnis, der Prinzipien und der Prozesslogik des Case Managements orientiert, soll die Präventionsarbeit der Kinder- und Jugendhilfe durch fallunspezifische und sozialraumorientierte Aktivitäten befördert werden.


Das vorliegende Projekt der Fachhochschule St. Pölten als Pionierin sozialraumorientierter Interventionen und des Social Work Case Management soll die behördliche und die private Kinder- und Jugendhilfe bei der Bedarfserhebung und Entwicklung sozialraumorientierter Innovationen unterstützen. Das Interesse gilt der Neu-Ausrichtung der Fachdienste und -angebote an sozialgeographisch gewachsenen Strukturen und Bedingtheiten.


Das Forschungsprojekt beinhaltet eine sozialdemographische sowie eine rekonstruktive empirisch-milieubezogene Analyse, die den Auftraggeber*innen als Grundlage für die Neudefinition von (regionalen) Sozialräumen dienen soll.


Projektendbericht

Care Management als wesentlicher Bestandteil von Case Management, ist im Fachdiskurs eher als Randthema vertreten. Aus diesem Grund und infolge der Beauftragung durch die KJH des Bezirk Weiz (im Zusammenwirken mit der ARGE Flexible Hilfen) fokussierte dieses Master-Projekt Prozesse des Care Management – verstanden als „die Steuerung der fallübergreifenden Versorgung und des Versorgungssystems“ (ogsa 2020, S. 14) – indem Wissen aus der Einzelfallebene und Wissen über sozialräumliche Besonderheiten in der relevanten Region zusammengetragen werden, um passgenau auf der Versorgungsebene wirken zu können (vgl. ebd). Am Beispiel der Kinder- und Jugendhilfe im Bezirk Weiz (Steiermark) wurde illustriert, inwiefern eine sozialraumsensible Haltung im Care Management zu einer gelingenden Angebotsplanung auf Strukturebene beitragen kann. In den Master-Thesen finden sich also die idealtypischen Erkenntnisse aus diesem 2jährigen Lehrforschungsprojekt als empirische Grundlage dafür auf Ebene der Versorgungslandschaft in Hinkunft fundierte planerische und gestaltende Entscheidungen treffen zu können.

Eine entscheidende Rolle spielten dabei nicht nur die demographischen und soziometrischen Größen (Erwerbsintegration, Arbeitslosigkeit, Leistungen aus der Behindertenhilfe, Versorgungsdichte von Leistungen uvm) bzw. die spezifischen legistischen Grundlagen des StKJHG sondern auch die jeweiligen soziokulturell geprägten Raumbilder, vor dessen Hintergrund Fachkräfte, Entscheidungsträger*innen, Familien und Jugendliche agieren. So ist der Bezirk Weiz bzw. seine Gemeinden (auch die Städte Gleisdorf und Weiz) maßgeblich von einem ländlichen bzw. kleinräumig-überschaubaren Selbstverständnis getragen, das durch „jede/r kennt jede/n“ (Expert*in_3_Interview, Pos. 102) dominiert ist und das weit in die Frage „wie viel Angebot von außen braucht es“ (ebd.) hineinreicht. Durch die pandemischen Bestimmungen in ihrer Reichweite eingeschränkt gelang doch ein systematischer Einblick in die lebensweltlichen Bedingungen des Aufwachsens und in mögliche Innovationsansätze gleichermaßen wie eine Rekonstruktion jenes Selbstverständnisses, das die KJH als Behörde im Bezirk Weiz inne hält. Interessant war und ist dabei, dass diejenigen Familien, die selbst bereits Kontakte zur KJH hatten und deren Angebote in Anspruch nahmen, diese tendenziell – so eines der Ergebnisse der Untersuchung - als „als etwas Feines“ (Fachkraft_01_01:205–206) wahrnehmen, als etwas, „das hilft“ (ebd.) und vor dem es „nichts zu befürchten“ (ebd.) gäbe (Fachkraft_01_01:205–206). Ein Grund dafür ist „zum Beispiel schon einmal gute Erfahrungen“ gemacht zu haben, und „es ruft da auch jemand an“ aufgrund dieser Erfahrungen, weil die Familie „vielleicht eine Unterstützung“ (Fachkraft_02_01:391) braucht. Der Terminus „Kinder- und Jugendhilfe“ selbst ist bei Familien im Bezirk nur in geringem Umfang (28 %; N=60) bekannt, während der Begriff „Jugendamt“ nach wie vor präsent und mit den bekannten Mystifizierungen verbunden ist

Masterarbeiten

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Institutsleiter Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Soziale Arbeit (MA)
FH-Dozent
Stellvertretender Departmentleiter
Department Soziales
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
M: +43/676/847 228 555
Laufzeit
31.08.2020 – 29.06.2022
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung