Entwicklung neuer Handlungsfelder für Soziale Unternehmen
Hintergrund
Digitale Grundkompetenzen sind mittlerweile unverzichtbar um am Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Soziale Unternehmen haben die Aufgabe, ihre Klient*innen für den Arbeitsmarkt vorzubereiten, Arbeitsfähigkeit zu trainieren und sie in den Arbeitsmarkt bzw. in Qualifizierung zu vermitteln. Um in diesem Segment langfristig erfolgreich tätig zu sein ist es notwendig, neue Methoden in Betreuung und Vermittlung zu entwickeln, aber auch die Chancen und Risiken der digitalen Welt zu erkennen und zu thematisieren.
Projektziel
arbeit plus NÖ startet eine Digitalisierungsoffensive in den niederösterreichischen Beschäftigungs- und Beratungsprojekten. Das Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten führt dazu eine wissenschaftliche Begleitforschung durch und agiert beratend an der Nahtstelle zur Umsetzung der erzielten Erkenntnisse in die Qualifizierungsmaßnahmen.
Die Besonderheit liegt in der engen Projektzusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft, in einem kontinuierlichen partizipativen Austausch mit den Zielgruppen (Schlüsselkräfte sowie Klient*innen von Sozialen Unternehmen). Das Ziel ist es, Nutzer*innen relevantes, für sie anwendbares Wissen zur Digitalisierung passend zu vermitteln. Dabei wird großer Wert darauf gelegt von den Nutzer*innen des Projektes selbst zu erfahren, welches Wissen sie als relevant erachten. Zusammen mit Erkenntnissen aus bereits durchgeführten Schulungsprogrammen mit ähnlichen Zielgruppen wird daraus ein passgenaues Schulungskonzept erstellt.
Im Rahmen der Begleitforschung wird durch regelmäßige Evaluierungen laufend der Entwicklungsfortschritt überprüft. Durch die Verbindung zwischen Begleitforschung und praktischer Umsetzung wird nicht nur sichergestellt, dass für die Zielgruppe relevante Schulungsinhalte vermittelt werden, sondern auch, dass diese laufend adaptiert und verbessert werden.
Ergebnis
Auf Basis in der Praxis getesteter Erfahrungen werden digitale Unterlagen für MultiplikatorInnen in Sozialen Unternehmen erstellt und im Internet frei verfügbar gemacht.
Projektendbericht
Das gemeinsame Forschungsprojekt von arbeit plus NÖ und dem Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten hatte zum Ziel, im Rahmen des Projektfonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer NÖ im Themenfeld „Digitalisierung“, innovative neue Handlungsfelder für Soziale Unternehmen zu entwickeln. Darin sollte es ermöglicht werden, dass Mitarbeiter:innen (Schlüsselfeinfacharbeitskräfte = SAK) und Klient:innen (Transitarbeitskräfte = TAK, Teilnehmer:innen = TN, Klient:innen = KL) in einen gemeinsamen Lernprozess treten und selbst erarbeitete, digitale Kenntnisse erwerben und vertiefen, um eine nachhaltige Inklusion der Klient:innen am Arbeitsmarkt zu unterstützen.
In enger Verzahnung von Praxis und Wissenschaft wurde in einem kontinuierlichen, partizipativen Austausch mit den Zielgruppen des Projektes (Klient:innen und Schlüsselarbeitskräfte) relevantes Wissen erhoben und entsprechende Lösungen entwickelt. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse im begleitenden Forschungsprozess war schnell klar, dass einschlägige digitale Kompetenzen trotz Vorhandensein von Schulungsmaterial in Form einer Präsentation, für deren professionelle Anwendung notwendig sind. Es wurde deutlich, dass das Schulungsmaterial in einer digitalen Art und Ausführung für Soziale Unternehmen zur Verfügung stehen muss, um die selbstständige Nutzung für Schlüsselarbeitskräfte zu erleichtern. Diese Notwendigkeit einer nachhaltigen und digitalen Lösung machte eine Adaptierung der ursprünglich angedachten Version der Schulungsunterlagen erforderlich. Die gezeichneten Anforderungen gingen weit über die Erstellung einer Präsentation zur selbstständigen Durchführung für Schlüsselarbeitskräfte hinaus. Hier waren insbesondere Zeit- und Ressourcenmangel, aber auch eigene Schwächen im Verständnis um Digitalisierung, Hindernisse. Daraus ergab sich die Anforderung ein umfassendes Konzept, welches einen gesamten Lernzyklus abbilden kann, zu erstellen, sowie zusätzlich für Soziale Unternehmen eine dauerhafte Ansprechperson (= Digitale Assistenz) zu etablieren. Diese beiden Säulen (ein digitales Lernmanagementsystem und eine Digitale Assistenz) stellen, so die Erkenntnis, die wesentlichen Grundbedingungen für gelingende Digitalisierung in Sozialen Unternehmen dar.
Das entwickelte digitale Schulungskonzept wurde in Form der Digi+ Werkzeugkiste umgesetzt und steht unter folgendem Link als Open Source-Lösung zur Verfügung:
https://werkzeugkiste.arbeitplus.at/
Die im Prozess sichtbar gewordene Notwendigkeit einer Digitalen Assistenz wurde noch während der Projektlaufzeit von arbeit plus NÖ aufgegriffen. Trotz mehrfacher Versuche mit unterschiedlichen Stakeholdern konnte bislang keine langfristige Finanzierung lukriert werden. Das Landesnetzwerk der niederösterreichischen Sozialen Unternehmen nahm den Bedarf ernst und hat die Digitale Assistenz als Pilotprojekt aus eigenen Mitteln bis Jahresende 2022 installiert. Seit April 2022 kann der Trainer (die Digitale Assistenz) gegen einen Unkostenbeitrag von allen Mitgliedsunternehmen von arbeit plus NÖ und weiteren interessierten Einrichtungen und Kooperationspartner:innen beauftragt werden.
Die Leistungen der Digitalen Assistenz umfassen beispielsweise:
- Eindeutig zuständige und erreichbare Kontaktperson zu Fragen der Digitalisierung
- Beratung zu Digitalisierungskursen („Train the trainer“)
- Beratung zur individuellen Situation des Unternehmens (z. B. betreffend die digitale Ausstattung)
- Schulungen zur Anwendung der Werkzeugkiste
- Schulungen zur Steigerung der digitalen Kompetenzen für Schlüsselarbeitskräfte
- Schulungen zur Steigerung der digitale Kompetenzen für Klient:innen
Weitere Informationen zum Angebot und zur Umsetzung von Digitaler Assistenz sind der Homepage von arbeit plus NÖ unter: https://niederoesterreich.arbeitplus.at/blog/2022/03/23/angebot-digitale-assistenz/ zu entnehmen.
Hier geht's zur digitalen Werkzeugkiste
Abschlussveranstaltung
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Department Soziales
- arbeit plus NÖ (Lead)