EuroNight 2.0

Wagenmaterial für den europäischen Nachtzugverkehr der Zukunft.

Hintergrund

Nachtzüge sind eine ökologisch sinnvolle Alternative zum Flugverkehr. Besonders gut fällt ihre Ökobilanz aus, wenn die Züge voll belegt sind – also eine maximale Anzahl von Reisenden mit der für den Bahnbetrieb aufgewandten Energie befördert werden kann. Der Ausbau des Bahnverkehrs bei einer möglichst optimalen Auslastung ist daher eine wichtige Maßnahme, um die Klimaziele zu erreichen. Verantwortungsträger*innen aus verschiedenen Ländern unternehmen bereits Schritte dahingehend, allerdings erfordert eine erfolgreiche Umsetzung die Zusammenarbeit mit der EU und ein akkordiertes Vorgehen der Mitgliedsstaaten. Außerdem fehlt es für einen bedarfsgerechten Nachtzugverkehr auf europäischer Ebene noch an ausreichend attraktivem Wagenmaterial, das einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglicht. Es gibt zwar bereits wissenschaftliche Studien, in denen untersucht wird, wie Nachtzugnetze aussehen könnten und welcher Personenkreis die Hauptnutzer*innen wären, dennoch besteht – vor allem bei den Anforderungen an das Wagenmaterial – weiterer Forschungsbedarf.

Projektinhalt

Es gibt bereits einige länderübergreifende Angebote für Nachtreisezüge, die große europäische Städte verbinden. Zudem wird in den nächsten Jahren eine hohe Vielfalt an Fahrzeugtypen (ältere und neuere Züge) mit unterschiedlichen Ausstattungsmerkmalen zum Einsatz kommen. Die Voraussetzungen, für wissenschaftliche Untersuchungen, die effiziente, vergleichende und aussagekräftige Messungen erlauben, sind daher gegeben. Fragen, wie gut sich spezifische Wagenausstattungen für den Nachtbetrieb eignen, auf welche Weise Verbesserungen erzielt werden können, und wie sich unterschiedliche Bedingungen auf die Fahrgastzufriedenheit auswirken, sollten sich daher klären lassen. Die Untersuchungen können zudem im Echtbetrieb durchgeführt werden, was die Validität und Stichhaltigkeit der gewonnenen Erkenntnisse erhöht.

Ziel

Das Hauptziel des Projekts besteht darin, Musterlastenhefte zu erstellen, die als Grundlage für die Entwicklung zeitgemäßer Schlaf-, Sitz- und Liegewagen dienen. Besonderer Wert wird daraufgelegt, dass die Wagenmodelle europaweit eine Zulassung bekommen und ein möglichst optimales Verhältnis von Komfort und Leistbarkeit erreichen. Das Projekt richtet sich nicht nur an den Ansprüchen von Durchschnittsreisenden aus, sondern berücksichtigt auch die speziellen Bedürfnisse von Personen mit körperlichen Einschränkungen.

Methodik und Meilensteine

Das Projekt gliedert sich in folgende Teilschritte:

  • Eine Bestandsaufnahme des europäischen Wagenparks an Schlaf- und Liegewagen wird durchgeführt. Dafür werden Daten von im Einsatz befindlichen Schlaf-/Liege-/Sitz-/Restaurant- und Multifunktionswagen gesammelt und in Form eines Steckbriefes zusammengestellt.
  • Relevante Eckdaten aus den Regelwerken für den Bau und Betrieb von international verkehrenden Nachtzügen werden ermittelt und ein Anforderungskatalog erstellt, der die Gegebenheiten und Regelungen verschiedener Länder zusammenführt.
  • Eine historische Einordnung des heutigen Schlaf- und Liegewagenbestandes und dessen Bewirtschaftung für Zeitraum zwischen 1949 und 2016 wird vorgenommen. Erhoben wird unter anderem, wie Bau, Betrieb und Instandhaltung organisiert waren, welche Serviceleistungen geboten wurden, und welche Regelwerke seinerzeit zur Anwendung  gekommen sind.
  • Mit welchen Maßnahmen lässt sich bei einer Nachtzugfahrt ein gesunder, erholsamer Schlaf herstellen? Es wird ein Katalog von Störfaktoren erstellt, die aktuell die Schlafqualität negativ beeinflussen sowie ein zweiter Katalog mit Maßnahmen, welche die Schlafqualität verbessern können. 
  • Maßnahmen für eine bedürfnisgerechte Fahrzeuggestaltung aus dem Blickwinkel der Reisenden werden ausgearbeitet. Dafür werden Faktoren wie Reisezweck (z.B., Urlaubs- oder Geschäftsreise), Gruppenstrukturen (z.B., Familien oder Einzelreisende), und individuelle Bedürfnisse (z.B., Personen mit körperlichen Einschränkungen) berücksichtigt und Empfehlungen für Änderungen an der Ausstattung ausformuliert.
  • Neue Fahrzeugkonzepte werden entwickelt, mit denen die genannten Anforderungen erfüllt werden können. Dies umfasst die Innenausstattungen, aber auch andere Fahrzeugstrukturen (um z.B. eine hohe Laufruhe zu erreichen).
  • Die Möglichkeiten einen Hochgeschwindigkeits-Nachtzugverkehrs einzurichten, werden ausgelotet. Es wird geklärt, welchen Rahmenbedingungen es dafür bräuchte (welche betriebliche Strukturen, Finanzierung) und ob das derzeit gebräuchliche Wagenmaterial für Nachtreisezüge adaptiert werden könnte. 
  • Muster-Lastenhefte für europäische Sitz-, Liege- und Schlafwagen werden zusammengestellt. Darin sind erforderliche Ausstattungselemente genauso wie Empfehlungen für grundsätzliche Wagenbeschaffenheiten unter Berücksichtigung der Zulassungsfähigkeit definiert.

Sie wollen mehr wissen? Fragen Sie nach!

Institutsleiter Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Bahntechnologie und Mobilität (BA)
Lehrgangsleiter Seminare Bahntechnologie und Mobilität
Lehrgangsleiter Fachtrainer/in im Eisenbahnwesen (akad.)
Arbeitsplatz: Heinrich Schneidmadl-Straße 15
M: +43/676/847 228 664
PartnerInnen
  • Netwiss (lead)
  • TU-Wien (Institute für Verkehrswissenschaften und Mechanik)
  • Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften/Verkehrssysteme [Schweiz]
  • Siemens Mobility Austria
  • Skoda Austria
  • Elisabeth Oberzaucher
  • noicon
  • Rodlauer Consulting
  • moodley design
  • Institut für Schlaf- und Wachforschung
Finanzierung
Deutsches Zentrum für Schienenverkehrsforschung (Eisenbahn-Bundesamt)
Laufzeit
01.11.2023 – 31.10.2026
Projektstatus
laufend
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung