Extrem familiär: Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit rechtsextremen Personen

Erforschung fachlichen Handelns der behördlichen Sozialarbeit im Umgang mit rechtsextremen Personen

Hintergrund 

Im Handeln behördlicher Kinder- und Jugendhilfe bestehen besondere Herausforderungen: Einerseits gibt es das Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle sowie zwischen den Mandaten Sozialer Arbeit gegenüber Klient*innen, Gesellschaft und professioneller Ethik. Andererseits gibt es klare rechtliche Vorgaben. Eine besondere Herausforderung stellen dabei stark ideologisierte bzw. fanatisierte Familienmitglieder oder -zusammenhänge dar. Dabei zeigt sich die hohe Relevanz des familiären Umfeldes für spätere Radikalisierungsverläufe, wobei ideologisch begründete Erziehungsformen Gewalt und das Kindeswohl gefährdende Praktiken, wie etwa Abschottung, Disziplinierung, Verängstigung beinhalten können. 

Ziel

Das Dissertationsprojekt untersucht das professionelle Handeln im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe in der Begegnung mit Familien(mitgliedern) bzw. Angehörigen, deren Welt- und Erziehungsbilder dem politischen Rechtsextremismus entspringen. Die Forschungsfrage lautet: „Welche Handlungsstrategien entwerfen Expert*innen der behördlichen Sozialarbeit für die Begleitung extrem rechter Familien?“

Projektinhalt

Überall dort, wo ideologisierte Menschen geplant agieren und sich und ihr Leben inszenieren, wird das fachliche Handeln herausgefordert. Dementsprechend werden folgende Fragen behandelt:

  • Was und wer wird als „extrem rechts“ wahrgenommen und wie wird dies aus fachlicher Sicht diskutiert und reflektiert?
  • Welche Rolle spielen Meldungen von Kindergärten, Schulen oder Polizei in der Markierung und die Wahrnehmung von Familien(mitgliedern) als „rechts“?
  • Welche Rolle spielen darauf beruhende Wahrnehmungen, Interpretationen und Sorgen für das Fallverständnis und die Handlungsplanung (mit Kindern und Familien)?
  • Wie gehen Fachkräfte mit Belastungen, die aus der Auseinandersetzung mit extrem menschenfeindlichen Positionen resultieren können um?

Methodik 

Als Datenmaterial dienen leitfadengestützte Interviews mit fallführenden Sozialarbeiter*innen sowie deren Dokumentation der Unterstützung. Im Sinne des zirkulären Forschens werden Erhebungs- und Auswertungsphasen abgewechselt, um so theoretisches Testen erster Hypothesen und Ergebnisse zu ermöglichen und gegebenenfalls Adaptionen im Forschungsdesign vorzunehmen. Abschließend ist eine besondere Form der kommunikativen Validierung geplant: Die Präsentation zentraler Ergebnisse gegenüber Fachkräften, die diese diskutieren können. Dieses „Sounding Board“ wird aufgezeichnet und ausgewertet und kann so Ergebnisse auf ihre Plausabilität und Relevanz befragen sowie neue Erkenntnisse einfließen lassen. 
Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, bereits erfolgreiches Handeln zu verstehen und systematisieren und somit dem Feld zugänglich zu machen.

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FH-Dozentin
Department Soziales
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
M: +43/676/847 228 557
Finanzierung
Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich (vormals NFB Science Calls: Dissertationen)
Laufzeit
01.10.2020 – 30.09.2023
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung