Extrem familiär: Handlungskompetenzen der Kinder- und Jugendhilfe im Umgang mit Rechtsextremismus

Die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe tragen dazu bei, die Rechte von Kindern "auf Förderung ihrer Entwicklung und Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu unterstützen, sie vor allen Formen der Gewalt zu schützen und die Erziehungskraft der Familien zu stärken" (BMJF). Fachliches Handeln im Bereich Kinderschutz ist stets besonders gefordert, rechtliche, ethische und methodische Aspekte einzuhalten.

Eine besondere Herausforderung stellen dabei stark ideologisierte bzw. fanatisierte Familienmitglieder oder -zusammenhänge dar. Forschung zeigt die hohe Relevanz des familiären Umfeldes für spätere Radikalisierungsverläufe, wobei ideologisch begründete Erziehungsformen Gewalt und das Kindeswohl gefährdende Praktiken, wie etwa Abschottung, Disziplinierung, Verängstigung beinhalten können.

Zugleich zeigen Studien, dass Fachkräfte insbesondere gegenüber rechtsextrem eingestellten Personen Verunsicherungen verspüren – in der Gesprächsführung, Handlungsplanung, aber auch hinsichtlich der eigenen Sicherheit. Das geplante Projekt möchte Erfahrungen von Fachkräften mit Klient*innen i.w.S., die sie als "rechtsextrem" wahrnehmen, nachspüren, um diese sichtbar zu machen, zu systematisieren und ggf. "typische" Herausforderungen und erprobte Methoden zu benennen.

Titelbild:  Kat Grigg, veröffentlicht 2012, Titel „Family“ via https://flickr.com/photos/katgrigg/10156703466/

Endbericht

Kinder- und Jugendhilfe (KJH) umfasst in Österreich jener Bereich Sozialer Arbeit, der mit Schutz und Wahrung kindlichen Wohlergehens beauftragt ist. Dazu gehören einerseits die mit hoheitlichen Rechten ausgestatteten Kinder- und Jugendhilfe Abteilungen der Bezirksverwaltungsbehörden, Andererseits umfasst die Kinder- und Jugendhilfe auch einen breiten Sektor privater Anbieter, die im Auftrag der behördlichen KJH für Bereitstellung von Angeboten der Vollen Erziehung sowie Unterstützung der Erziehung zuständig sind. In diesem breit angelegten Forschungsfeld konnten acht Bachelorarbeiten von zehn Studierenden realisiert werden, die sich mit Wahrnehmungen und Erfahrungen von Sozialarbeitenden bezogen auf extrem rechte Einstellungen in der Bevölkerung auseinandersetzten. Basierend auf einem gemeinsamen, teilstandardisierten Interview- Leitfaden wurden insgesamt 28 Interviews mit Professionist*innen geführt, transkribiert und nach der Qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring) ausgewertet. Die vielseitigen Ergebnisse können in kurzen Summarys in der unten angeführten Langversion des Endberichtes nachgelesen werden. 

Artikel

Grigori, E. (2023). Soziale Arbeit mit neokonservativer Agenda? Umgang mit Rechtsextremismus in der Kinder- und Jugendhilfe in Niederösterreich. Widersprüche, 43.(167), 27–38.

Bachelorarbeiten

Edlbauer, Ines/ Huber, Anna (2022): Extrem rechts erzogen. Auswirkungen einer extrem rechten Erziehung auf betroffene Kinder und Jugendliche. Bachelorarbeit, FH St. Pölten.

Geserer, Luisa (2022): Wahrnehmung von Rechtsextremismus durch Fachkräfte der Sozialarbeit der Kinder- und Jugendhilfe in Niederösterreich. Bachelorarbeit, FH St. Pölten.

Gschwandegger, Agnes (2022): Rechtsextremismus in der Vollen Erziehung der Kinder- und Jugendhilfe. Bachelorarbeit, FH St. Pölten.

 Lentsch, Carina (2022): Soziale Arbeit und der Umgang mit Rechtsextremismus. Wahrnehmungen und Erfahrungen von  Sozialarbeiter*innen in der behördlichen Kinder- und Jugendhilfe. Bachelorarbeit, FH St. Pölten. 

Purt, Andrea (2022): Rechtsextremismus und Familienarbeit. Eine Analyse in der Unterstützung der Erziehung in Niederösterreich. Bachelorarbeit, FH St. Pölten. 

Rameder, Denise / Winter, Vanessa (2022): Traditionell, ökologisch und spirituell: Esoterisch- völkische Ideologien im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe. Bachelorarbeit, FH St. Pölten. 

Scheuchenegger, Oliver (2022): Erfahrungen mit Rechtsextremismus im Kontext der vollen Erziehung in der Kinder- und Jugenhilfe. Bachelorarbeit, FH St. Pölten. 

Schnabl, Thomas (2022): Radikalisierung im Laufe der Covid-19-Pandemie: Erfahrungen der Kinder- und Jugendhilfe Niederösterreich. Bachelorarbeit, FH St. Pölten.

Zöchbauer, Dominik (2022): Der Umgang mit Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der Jugendintensivbetreuung. Bachelorarbeit, FH St. Pölten

Laufzeit
31.08.2021 – 29.06.2022
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung