Ausbau digitaler Lösungen im Bahnsektor, welche die nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Systemen ermöglichen.
Hintergrund
Die Digitalisierung bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, um die Zukunftsfähigkeit des Gesamtsystems Bahn zu sichern. Insbesondere im Schienengüterverkehr würden Innovationen, die zu einer besseren Interoperabilität führen, einen Effizienzgewinn bedeuten, sich günstig auf den Ausbau des Dienstleistungsangebots auswirken sowie die Erschließung neuer Geschäftsmodelle ermöglichen. Dafür müssten Software-Lösungen, Plattformen und Dienste unterschiedlicher Hersteller*innen und Anbieter*innen reibungslos zusammenarbeiten und das über verschiedene Wertschöpfungsketten, Sektoren und Regionen hinweg. Drohende Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Verkehrsträgern könnten so ausgeglichen werden.
Projektinhalt
Interoperabilität ist ein Schlüsselfaktor in der Digitalisierung. Ein automatisierter Austausch von Daten und deren korrekte Weiterverarbeitung ist jedoch nur möglich, wenn die (technischen) Schnittstellen zwischen den einzelnen Systemen vereinheitlicht werden. Da manche Unternehmen in Konkurrenz zueinander stehen, sehen sie in einer Harmonisierung ihrer Systeme keinen unmittelbaren Wettbewerbsvorteil. Strukturierte Prozesse, in denen die unterschiedlichen Akteur*innen eine gleichwertige Rolle inne haben, können hier aber Abhilfe schaffen. In dem Sondierungsprojekt IRS Cargo entwickeln wir daher einen Lösungsansatz, der über ebensolche strukturierte Prozesse die unterschiedlichen Akteur*innen dabei unterstützt gemeinsam interoperable Schnittstellen zu spezifizieren. Außerdem stellen wir eine Testumgebung für Interoperabilitätstests zur Verfügung. Das langfristige Ziel ist, eine bessere Vernetzung und einen automatisierten Datenaustausch zwischen den Systemen zu etablieren.
Ziele
Übergeordnetes Ziel dieses Sondierungsprojektes ist es, die Entwicklung von modulare Prozessketten vorzubereiten, welche die Interoperabilität von IKT-Systemen im Bahnsektor erhöhen. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den Bedürfnissen des kombinierten und intermodalen Verkehrs (Transporte über verschiedene Verkehrsträger). Wir haben vor:
- Barrieren zu überwinden, die der Vernetzung von unterschiedlichen IT-Systemen im Bahnsektor entgegenstehen,
- die Akteur*innen im Bahnsektor für die Bedeutung von und die Wettbewerbsvorteile durch interoperable Lösungen zu sensibilisieren,
- über Schritte zu mehr Digitalisierung die Grundlagen für neue, innovative Businessprozesse zu legen,
- Herstellerabhängigkeiten zu reduzieren und den Wechsel von nicht frei zugänglichen Insellösungen hin zu integrierten und offenen Lösungen voranzutreiben,
- und die Rolle der Bahn bei der Erreichung von Klima- und Nachhaltigkeitszielen weiter auszubauen.
Methodik
Wir verwenden etabliertes Methodenwissen aus anderen Wissensbereichen (Medizin, Energieversorgung) und nutzen Synergien, um zu schnellen Ergebnissen zu kommen. Die zugrundeliegende Methodik begleitet den gesamten Weg von der Spezifikation der Profile (IKT-Schnittstellen) bis zur Durchführung von Tests, mit denen wir die Interoperabilität zwischen den Systemen prüfen.
Aufbauend auf Erfahrungen und bestehendem Vorwissen werden die für den Informationsfluss und Datenaustausch notwendigen Interoperabilitätsprofile an die Erfordernisse im Bahngüterverkehr angepasst. Damit die Harmonisierung der IKT-Schnittstellen fortwirkt und die Projektergebnisse langfristig Bestand haben, wird auf die Kooperation von Anwender*innen und Hersteller*innen im gesamten Prozess besonderen Wert gelegt.
Um die angepeilte Interoperabilität für den Alltagsbetrieb zu rüsten, sind Tests notwendig. Wir verwenden dafür das Open Source Tool „Gazelle“, mit dem die Interoperabilität von eHealth Informationssystemen getestet wird. Diese Testplattform wird evaluiert und eine Gap Analyse durchgeführt, damit fehlende Funktionalitäten, die für im Bahnsektor typische Testszenarien unerlässlich sind, ergänzt werden können.
In einem Stakeholderdialog werden möglichst viele Anwendungsfälle identifiziert. Darauf aufbauend wird eine Auswahl getroffen und konkrete Schritte werden eingeleitet, um die Umsetzung priorisierter Anwendungsfälle in einem FEI Folgeprojekt vorzubereiten.
Ergebnis
Die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene ist ein wichtiger Aspekt im Klimaschutz. Um die Aufnahmekapazitäten der Schienennetze und die Flexibilität des Bahnverkehrs zu erhöhen sowie seine Position gegenüber anderen Verkehrsträgern zu stärken, ist allerdings eine reibungslose Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen erforderlich. In diesem Projekt schaffen wir dafür die Voraussetzungen. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern die Grundlage für Folgeprojekte, in denen neue IT-Systeme etabliert, Kosteneinsparungen erreicht und neue Marktchancen erschlossen werden können.
Whitepaper:
https://www.bahnindustrie.at/b541m316/white-paper-for-an-interoperability-process
Mobilität der Zukunft – ist ein FTI-Programm des Bundesministeriums für Klimaschutz, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft abgewickelt wird.
Sie wollen mehr wissen? Fragen Sie nach!
Studiengangsleiter Bahntechnologie und Mobilität (BA)
Institutsleiter Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Bahntechnologie und Management von Bahnsystemen (MA)
Lehrgangsleiter Fachtrainer/in im Eisenbahnwesen (akad.)
Lehrgangsleiter Seminare Bahntechnologie und Mobilität
Department Bahntechnologie und Mobilität
- Verband der Bahnindustrie (VBI)
- Fachhochschule Technikum Wien