Lebens- und Gefährdungslagen von Kindern in Korneuburg

Aufgabe des Projektes war die Erstellung einer Expertise über die Lebenslagen von Kindern in einer österreichischen Kleinstadt. Dabei wurden die Gefährdungslagen von Kindern untersucht, um mögliche Strategien der Unterstützung vor Ort entwickeln zu können.


Forschungsmethoden


Auf Grundlage der theoretischen Analyse der Konzepte von „Early Childhood“ und „Behinderung“, den sozialarbeiterischen Strategien sowie einer „Best-Practice“ Analyse über den sozial- und jugendpolitischen Umgang mit vergleichbaren Problemen in anderen Städten wurden die Probleme vor Ort quantitativ und qualitativ erfasst und aufgearbeitet. Der quantitative Teil bestand aus einer Erstanalyse von Meldedaten dieser Stadt sowie aus Sekundäranalysen vorhandener demographischer Daten von Statistik Austria, der Sozialversicherungsträger sowie des Bundeslandes selbst. Dadurch konnte ein Überblick über die Lebenslage von Kindern und der dafür verantwortlichen sozialstrukturellen Rahmenbedingungen erarbeitet werden. Im qualitativen Teil der Erhebung wurden 11 ausgewählte relevante StakeholderInnen in dieser Stadt, die beruflich mit Kindern und ihren Familien zu tun haben, mittels leitfadengestützter Interviews befragt. Dadurch wurde es möglich, unterschiedliche Positionen und Erfahrungen zu erfassen, um die Leitfragen des Projektes (Gefährdungslagen von Kindern, vorhandene Inklusionsansätze, nötige Strategien) vertiefend bearbeiten zu können.


Mit Hilfe der Methodentriangulation wurden die Ergebnisse der quantitativen statistischen Erhebungen, der qualitativen Interviews und der theoretischen Analysen bzw. einer Zusammenschau von Best Practice aus anderen Gemeinden zu einem umfassenden Bild verdichtet. Diese Ergebnisse wurden in einer kleineren internen und in einer größeren öffentlichen ExpertInnenrunde, bestehend aus VerantwortungsträgerInnen der Politik sowie lokalen MultiplikatorInnen, unter anderem mittels der Methode des „World Cafe“ zur Diskussion gestellt, anhand der Ergebnisse dieser beiden Workshops modifiziert und präzisiert. Das Forschungsvorhaben wurde mit einem Endbericht und einem Empfehlungskatalog abgeschlossen.


Ergebnisse


Die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen wird von den verantwortlichen Personen vor Ort hauptsächlich nach dem „Kindeswohl“ (juristische Sichtweise) bestimmt, weniger nach der jeweiligen Exklusionswirkung. Aus sozialarbeiterischer Sicht sind jedoch Analysen nach Gefährdungslagen und Chancenräumen, in denen sich Kinder bewegen, notwendig. Grundlage dafür ist die Sozialraumtheorie, die soziale Räume als örtliche und zeitliche Einheiten auffasst. Die untersuchte Kleinstadt als Sozialraum ist charakterisiert als eine junge, rasch wachsende Stadt mit einer hohen PendlerInnenfrequenz. Drei Viertel der erwachsenen Erwerbstätigen pendeln aus, daher erleben ihre Kinder kaum das Role-Model elterlicher Erwerbstätigkeit. Ca. 9 Prozent der 0-6 Jährigen haben Migrationshintergrund und ca. 10 Prozent der 0-14 Jährigen beziehen Transferleistungen, ein etwas größerer Teil ist durch Maßnahmen der Frühförderung erfasst. In diesen Dimensionen entspricht diese Stadt etwa dem Durchschnitt des Bundeslandes, in der subjektiven Wahrnehmung der handelnden Personen vor Ort erscheinen diese Problemgruppen jedoch deutlich größer, desgleichen Erziehungsdefizite und Vernachlässigungen.

Die daraus entwickelten Empfehlungen zielen vor allem darauf ab, Kinder im Ort stärker sichtbar zu machen, bedürfnisorientierte Angebote auszubauen, konkrete Inklusionsansätze in den einzelnen Einrichtungen zu entwickeln sowie eine bessere Vernetzung der AkteurInnen der Zivilgesellschaft mit der lokalen Politik zu erreichen.


Externe MitarbeiterInnen
Ursula Stattler
Hengl Stefanie
Laufzeit
01.02.2010 – 30.06.2010
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung