NSUPH – Pflegewissenschaftliche Untersuchungen zur ungeplanten, perioperativen Hypothermie

Anzeichen einer verminderten Körperkerntemperatur vor, während und nach medizinischen Eingriffen besser erkennen.

Hintergrund und Projektinhalt

Wenn die Körperkerntemperatur auf ein gefährlich niedriges Niveau abfällt, spricht man in der Medizin von Hypothermie. Als perioperative Hypothermie wird sie bezeichnet, wenn sie vor, während und nach Operationen auftritt. Herdman et al. (2021) definieren sie als Anfälligkeit für ein unerwünschtes Absinken der Körperkerntemperatur unter 36 °C im Zeitraum von etwa einer Stunde vor und bis zu 24 Stunden nach einer Operation. Eine Hypothermie kann gesundheitliche Probleme nach sich ziehen und es gibt Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit für solche Probleme erhöhen. Die NANDA-International stellt bereits eine Pflegediagnose (ND) zur Verfügung, um Risikofaktoren (RF), Risikopopulationen (ARP) und assoziierte Bedingungen(AC) für eine perioperative Hypothermie zu identifizieren und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Allerdings gibt es noch Spielraum für weitere Verbesserungen und hier setzt das aktuelle Projekt an.

Ziele

Die NANDA-International ND Risko einer perioperativen Hypothermie (RPH) (00254) (Herdman et al., 2021) zu validieren und zu erweitern, ist das Hauptziel dieses Projekts. Dafür müssen folgenden Forschungsfragen beantwortet werden:

  • Was sind die Kernpunkte der NANDA International ND-Definition für RPH? Welche Risikofaktoren (RF), Risikopopulationen (ARP) und assoziierten Bedingungen (AC) werden darin erfasst, was ist deren empirische Grundlage und auf welchen Modellfällen beruhen sie?
  • Welche Haupt- und Nebenrisikofaktoren, Risikopopulationen und assoziierten Zustände (AC) können mit Hilfe des Modells der diagnostischen Inhaltsvalidierung (DCV) (Fehring, 1987) für perioperative Hypothermie identifiziert werden? Dafür werden Daten aus einem Fragenbogen herangezogen, der ausgewählten Pflegeexpert*innen vorgelegt wird.
  • Wie sehr stimmen die Pflegeexpert*innen (ermittelt über die Fragebogendaten und unter Verwendung des klinisch-diagnostischen Validierungsmodells (CDV) von Fehring) hinsichtlich der untersuchten Variablen (d. h. RF, ARP und AC) überein?

Methoden

Das Projekt umfasst drei Studien: In einem ersten Schritt wird eine Begriffsanalyse (CA) nach den von Walker und Avant (2019) aufgestellten Kriterien durchgeführt. Die CA wiederum gliedert sich in mehrere Teilschritte, wie die Auswahl eines Konzepts, der Festlegung der Ziele der Analyse, der Ausarbeitung verschiedener Szenarien sowie der Erhebung des derzeitigen Status quo (Literaturübersicht), um nur einige zu nennen. Daran anschließend wird eine DCV-Studie auf Grundlage des Modells von Fehring durchgeführt. Hierfür werden Pflegeexpert*innen eingeladen auf einem Fragebogen zu beurteilen, inwieweit die in der ND RPH dargestellten und in der CA identifizierten RF, ARP und AC für die Pflegediagnose nützlich sind. In einem letzten Schritt wird eine CDV-Untersuchung durchgeführt, die ebenfalls auf dem Modell von Fehring beruht und für die Daten von Patient*innen, die an einer österreichischen Universitätsklinik operiert wurden, verwendet werden.

Ergebnisse

Um die Methoden zur Risikoabschätzung bei perioperativer Hypothermie zu verbessern, werden CA- und Validierungsstudien durchgeführt. Dies erweitert den Kenntnisstand zu dem Thema und stärkt die empirische Basis der NANDA International Taxonomy. Das Hauptergebnis des Projektes ist also eine evidenzbasierte Erweiterung der Diagnosewerkzeuge zur Erkennung von perioperativer Hypothermie (RF, ARP und AC). Damit wird es einfacher, Maßnahmen zur Prävention der mit perioperativer Hypothermie einhergehenden Gesundheitsrisiken zu setzen.

 

Quellen:

Herdman, T. H., Kamitsuru, S., & NANDA International. (2021). Nursing diagnoses: Definitions and classification, 2021-2023, 12th New edition. Thieme.

Fehring, R. (1987). Methods to Vaildate Nursing Diagnoses. Heart Lung, 16 (6), 625-629.

Walker, L. O., & Avant, K. C. (2019). Concept analysis. In L. O. Walker & K. C. Avant (Eds.), Strategies for theory construction in nursing (pp. 167–193). Pearson.

 

Fördergeber

Diese Studie wird von der Gesellschaft für Forschungsförderung (GFF), von der NANDA International Foundation und durch einen ACENDIO-Forschungszuschuss finanziell unterstützt. Außerdem wurde sie mit dem Marjory Gordon Award sowie dem ACENDIO Research Network Award ausgezeichnet.

Der Inhalt repräsentiert nicht notwendigerweise die Sichtweise des Landes Niederösterreich oder der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich als Förderstelle. Weder das Land Niederösterreich noch die Förderstelle können daher für den Inhalt verantwortlich gemacht werden.

Externe Projektleitung
Silvia Brunner, PhD, RN
Miriam de Abreu Almeida PhD, RN
PartnerInnen
  • School of Nursing, Universidade Federal do Rio Grande do Sul [Brasilien]
Finanzierung
GFF (Dissertationscall)
Laufzeit
10.10.2022 – 30.09.2025
Projektstatus
laufend
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Institut für Gesundheitswissenschaften