Software-Tool, um Interoperabilität innerhalb des europäischen Eisenbahnsektors sicherzustellen.
Hintergrund
Die Liberalisierung des europäischen Bahnverkehrs hat zu mehr Wettbewerb geführt. Das brachte Vorteile für die Kund*innen, denn der Service wurde verbessert und die Preise sind gesunken. Außerdem haben die Betreiber in neue Fahrzeuge investiert, die schneller, komfortabler und zuverlässiger sind. Alles in allem wurde der Eisenbahnverkehr wettbewerbsfähiger und attraktiver gegenüber dem Straßenverkehr. Dennoch gibt es weitere Ansatzpunkte für Verbesserungen. Für den Ausbau des internationalen Bahnverkehrs ist eine Harmonisierung technischer Normen und Vorschriften unabdingbar. Nur so kann eine nahtlose Zusammenarbeit und die Interoperabilität innerhalb des europäischen Eisenbahnsektors gewährleistet werden. Zur Herstellung von Interoperabilität können Standards und Parameter zwar vereinheitlicht werden, damit bleiben die Vielzahl nationaler und streckenspezifischer Besonderheiten (Spurweiten, Stromsysteme, Zugsicherheitssysteme, Achslasten, Lichtraumprofile, Bremsanforderungen,…) aber immer noch unberücksichtigt. Fahrzeuge, die alle Strecken befahren sollen, müssen aber auch all ihre Anforderungen erfüllen.
Projektinhalt
Eisenbahnunternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Fahrzeuge mit der Infrastruktur kompatibel sind, auf der sie betrieben werden sollen. Eine Prüfung, der sogenannte Route Compatibility Check (RCC), ist daher für jede Zugzusammenstellung und jeden Streckenabschnitt erforderlich. Die Grundlage für den RCC ist das österreichische Eisenbahngesetz und die TSI OPE (deckt technischen Spezifikationen für Interoperabilität ab) der EU. Geprüft werden unter anderem Verkehrslast, Tragfähigkeit, Begrenzungslinie, Bremsen und Stromversorgung. Da die Prüfungen derzeit manuell durchgeführt werden, ist der Zeit- und Ressourcenaufwand, aber auch die Fehleranfälligkeit hoch. Kleine und mittlere Unternehmen trifft das besonders stark, da sie nicht über die notwendigen Ressourcen für eingehende Prüfungen verfügen. Eine Automatisierung des RCC-Prozesses würde ihnen helfen, die Effizienz der Prüfverfahren zu steigern und die Position des Bahnverkehrs gegenüber der Konkurrenz auf der Straße zu stärken.
Ziel und Lösungsansatz
Im Forschungsprojekt soll untersucht werden, inwiefern ein Softwaretool umsetzbar ist, das Eisenbahnunternehmen dabei unterstützt, die Vorgaben des RCC (Route Compatibility Check) zu erfüllen. Obwohl die Prüfungsanforderungen grundsätzlich europaweit vereinheitlicht sind, ist die Umsetzung aufgrund der Verschiedenartigkeit der Eisenbahnsysteme allerdings nach wie vor eine Herausforderung. Das geplante Softwaretool soll daher auf einer gemeinsamen Datenbasis aufsetzen, die Unterschiede bei den Infrastrukturbetreibern, bei den Fahrzeugherstellern und den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) abbildet und berücksichtigt. Außerdem müssen einheitliche Abläufe für die Prüfungsvorgänge definiert werden, die bei allen Bahnunternehmen angewendet werden können, denn die gesetzlichen Vorgaben, wie Kompatibilitätsprüfungen durchzuführen sind, sind lückenhaft. Im Register of Infrastructure (RINF) sind zwar Infrastrukturdaten aller EU-Mitgliedsländer festgehalten, private Unternehmen sind allerdings nicht verpflichtet, Daten an das RINF zu melden. Die Vollständigkeit der Datengrundlagen für Infrastruktur und Fahrzeuge zu bewerten ist ebenso Ziel des Projektes, wie die Qualität dieser Datengrundlagen in Hinblick auf eine Automatisierung der Prozesse zu beurteilen.
Ergebnis und Mehrwert
Das im Projekt angestrebte Software-Tool lässt sich europaweit einsetzen und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen an den RCC. Das Tool soll sich durch ein anwender*innenfreundliches Design auszeichnen und Prozessschritte automatisieren. Das reduziert die Fehleranfälligkeit, spart Zeit bei der Fahrtenplanung, und erlaubt es Personalressourcen effizienter einzusetzen. Zudem ermöglicht eine digitale Lösung eine langjährige Archivierung von Prüfungsergebnissen. Auf diese Weise eröffnen sich neue Möglichkeiten der Datenanalyse, die zu weiteren Verbesserungen führen können. Insgesamt trägt eine gut einsetzbare Software-Lösung dazu bei, die Eisenbahnsysteme in den verschiedenen Ländern besser aufeinander abzustimmen und sie so flexibler und konkurrenzfähiger gegenüber dem Straßenverkehr zu machen. Das Forschungsprojekt soll die Grundlagen dafür aufbereiten und Aussagen darüber liefern, ob eine Automatisierung des RCC mit den derzeitigen Mitteln schon möglich ist. Es wird eruiert, ob die derzeitige Datenlage ausreicht, welche Daten es noch braucht und welche Datenqualität erforderlich ist.
Partner
Fördergeber
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Studiengangsleiter Bahntechnologie und Mobilität (BA)
Institutsleiter Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Bahntechnologie und Management von Bahnsystemen (MA)
Lehrgangsleiter Fachtrainer/in im Eisenbahnwesen (akad.)
Lehrgangsleiter Seminare Bahntechnologie und Mobilität
Department Bahntechnologie und Mobilität
- SweetPopcorn.Studio GmbH (Lead)