Deprofessionalisierung von rechts. Eine vergleichende Studie in Deutschland, Österreich und Ungarn.
Hintergrund
Die Veränderungen wohlfahrtsstaatlicher Prinzipien, die neoliberale Sozialpolitik, die zunehmende Ökonomisierung und Prekarisierung sowie der Fachkräftemangel verursachen Deprofessionalisierungstendenzen (d.h., Schwächung der Strukturen, Kompetenzen oder Autonomien eines Berufsstands) in der Sozialen Arbeit. Der europaweit wie global wachsende Trend zu rechtsautoritärem und anti-demokratischem Denken und Handeln wirkt sich zunehmend destabilisierend auf ihre Professionalität aus. Und das, obwohl es international formulierte professionstheoretische wie -ethische Standards gegenüber menschenfeindlichen und ungleichheitsbefördernden Positionen gibt. Die Studie erforscht und vergleicht extrem rechte Einflussnahmen auf die Soziale Arbeit in den EU-Staaten Deutschland, Österreich und Ungarn international und unter Einbeziehung der jeweiligen wohlfahrtsstaatlichen Kontextbedingungen.
Fragestellungen
Erkenntnisleitend sind folgende Fragen:
- In welcher Form zeigen sich die Einflussnahmen der extremen Rechten in der Sozialen Arbeit in den EU-Staaten Deutschland, Österreich und Ungarn?
- Wie wirken sich die Einflussnahmen auf die wohlfahrtsstaatliche Architektur und sozialpolitischen Maßnahmen aus, die die Soziale Arbeit auf nationalstaatlicher Ebene rahmen und steuern?
- Inwieweit zeigen sich Deprofessionalisierungsprozesse von rechts und Einschränkungen demokratischer Mitbestimmungsmöglichkeiten der professionellen Fachkräfte in betrieblichen Kontexten?
- Inwieweit erkennen und benennen die professionellen Fachkräfte extrem rechte Einflussnahmen als solche im Berufsalltag?
- Welche professionellen Ansätze, Gegenstrategien und institutionalisierten Antworten werden in der Profession (Fachverbände, Interessenvertretungen, Zivilgesellschaft), Ausbildung und Praxis Sozialer Arbeit im Umgang mit extrem rechten Einflussnahmen formuliert?
- In welcher Form zeigen sich die Einflussnahmen der extremen Rechten auf die Soziale Arbeit in den EU-Staaten Deutschland, Österreich und Ungarn?
- Wie wirken sich die Einflussnahmen auf die wohlfahrtsstaatliche Architektur und wie auf sozialpolitischen Maßnahmen aus, welche den Rahmen für die soziale Arbeit auf nationalstaatlicher Ebene bilden?
- Wie wirken sich die Einflussnahmen auf die der sozialen Arbeit selbst aus? Kommt es zu einem Verlust von Kompetenzen (Deprofessionalisierung)? Werden demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten von Fachkräften eingeschränkt?
- Wie antwortet die soziale Arbeit auf Einflussnahmen? Was sind sinnvolle Gegenstrategien und wie können diese in den Fachverbänden, in der Zivilgesellschaft, in der Ausbildung und in der Praxis umgesetzt werden?
Methodik
Das Forschungsprojekt besteht aus drei länderbezogenen Teilstudien in Deutschland, Österreich und Ungarn, die sich mit extrem rechter Einflussnahme auf die Soziale Arbeit befassen. Das Forschungsdesign ist als Mixed-Methods-Studie angelegt, die auf drei zentralen Säulen ruht: 1) einem Online-Fragebogen, 2) Interviews mit Fachkräften der Sozialen Arbeit und 3) der Analyse parlamentarischer Dokumente.
Ziele und Ergebnisse
- Systematische Erkenntnisse zu Arten, Ausmaß und Intensitäten extrem rechter Einflussnahmen auf Diskurse, Institutionen und die Praxis der Sozialen Arbeit;
- Entwicklung eines transnationalen Vergleichsmodells;
- Entwicklung eines modularen Weiterbildungscurriculums;
- Sensibilisierung von Fachverbänden und Interessenvertretungen für das Thema.
- Erschließen und Ableitung von Mindeststandards und Handlungsspielräumen.
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Department Soziales
Prof.in Dr. Christine Krüger, HS Neubrandenburg
Prof. Dr. habil. Gergely Fábián, Universität Debrecen, Campus Nyíregyháza
- Hochschule Neubrandenburg [Deutschland]
- Universität Debrecen [Ungarn]