Entwickelt ein Gesamtkonzept für Nachtreisezüge, die auch im Tagesverkehr effizient einsetzbar sind.
Hintergrund
Nachtzüge sind für europäische Mittel- und Langstrecken eine nachhaltige Alternative zu Flugverbindungen. Sie sind jedoch nur selten wirtschaftlich zu betreiben, da sie aufgrund der spezifischen Ausstattung im Vergleich zu am Tag verkehrenden Zügen nur wenige Fahrgäste transportieren können. Außerdem schränkt die Ausstattung ihren Einsatz im Tagverkehr ein und daraus resultieren unproduktiv lange Stehzeiten von Liege- und Schlafwagen. Fahrzeugkonzepte, die sich sowohl für den Tag- als auch für den Nachtverkehr eignen, könnten die Problematik jedoch entschärfen. Allerdings ist dies mit Kompromissen verbunden, da Züge, die im Tagverkehr eine hohe Effizienz aufweisen, nicht den Komfortansprüchen von Nachtreisenden entsprechen. Umgekehrt ist der Einsatz konventioneller Nachtzüge im Tagverkehr nicht wirtschaftlich, weil die erzielbare Auslastung zu gering ist.
Projektinhalt
Nachtreisezüge machen an die 20 Prozent des Gesamtumsatzes der ÖBB-PV AG aus und verkehren bis zu zwölf Stunden pro Tag auf ausgewählten Strecken. Tagzüge hingegen verkehren circa 20 Stunden am Tag zwischen fünf und ein Uhr in der Nacht. Außerdem gibt es erhebliche Unterschiede im Nutzungsverhalten. Tagreisende wollen im Zug arbeiten und sich unterhalten während Nachtreisende Ruhe und Erholung suchen und vergleichsweise viel Zeit im Zug verbringen. Was Kriterien wie Barrierefreiheit betrifft, müssen für Nachtreisezüge außerdem andere Maßstäbe als bei Tagzügen angelegt werden. In diesem Spannungsfeld an unterschiedlichen Anforderungen ist das Projekt TANA angesiedelt. Es zielt darauf ab, ein realistisches Gesamtkonzept zu entwickeln, das den Einsatz von Nachtreisezügen auch im Tagverkehr ermöglicht. Elementare Bestandteile des Konzeptes sind die Nutzung multifunktionaler Ausstattungselemente, die Entwicklung von Gesamtfahrzeugsystemen und die Ausarbeitung geeigneter Einsatzszenarien.
Ziele und Methoden
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, einen wichtigen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Bahnverkehr zu leisten, indem Konzepte erarbeitet werden, die einen wirtschaftlichen Einsatz von Nachtzügen im Tagverkehr erlauben. Folgende Teilvorhaben müssen dafür erreicht werden:
- Erhebung der vielfältigen Bedürfnisse von Tag- und Nachtreisenden sowie Erhebung der Anforderungen an die Ausstattung von Nachtzügen, die auch bei Tag einsetzbar sein sollen (unter Einbeziehung von Gender & Diversity Aspekten und mit besonderem Augenmerk auf Barrierefreiheit).
- Identifikation von Fahrgastansprüchen, die durch das aktuelle Fahrzeugangebot nicht oder nur unzureichend abgedeckt, aber mit einem Tag/Nachtzug angesprochen werden.
- Entwicklung von Bewertungsmaßstäben (Benchmark) für Ausstattungskonzepte bei der Bahn. Dafür werden Konzepte herangezogen, die international im Zugverkehr, aber auch bei anderen Verkehrsträgern (z.B., LKW-Kabinen, Wohnmobile, Schifffahrt), ausprobiert wurden/werden oder bereits zum Einsatz kommen.
- Erstellung von Raumkonzepten, die durch einfache Adaptionen (z.B. hochwertige Klappsitze in Schlafwagenabteilen), einen effizienten Einsatz von Nachtzügen im Tagverkehr ermöglichen.
- Definition geeigneter Einsatzszenarien für innovative Nachtzugkonzepte im Tagverkehr, um gezielt einen Mehrwert und Effizienzgewinn zu realisieren.
- Ausarbeitung konkreter Empfehlungen für Umbauten und Sanierungen, um den Einsatzbereich von Fahrzeugen zu erweitern (und unter gegebenen technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen umsetzbar sind).
Ergebnis
Durch das Projekt TANA wird ein Gesamtkonzept für Nachtreisezüge erstellt, die auch im Tagesverkehr effizient einsetzbar sind. Konkrete Innovationsschritte im Projekt sind die Weiterentwicklung bestehender und Schaffung neuartiger Raumkonzepte, die darauf zielen, Nachtzüge so zu erweitern, dass sie auch im Tagverkehr wirtschaftlich betrieben werden können. Außerdem werden Gesamtzugkonzepte entwickelt, mit denen beispielsweise Wagengruppen aus dem Nachtbetrieb einfach und schnell ausgegliedert und für Tagzüge genutzt werden können. Wie zusätzlich anfallendes Gepäck untergebracht, wie Barrierefreiheit garantiert, wie Anforderungen an Ergonomie, Komfort und Gesundheit erfüllt und Aspekte von Gender & Diversity berücksichtigt werden können, sind Fragen die in diesem Kontext Berücksichtigung finden. Das Projekt ist nicht nur ein weiterer Schritt, den Bahnbetrieb wirtschaftlicher zu gestalten und neue Angebote für Fahrgäste zu schaffen, sondern trägt auch dazu bei, die Umwelt- und Klimaziele zu erreichen.
Mobilität der Zukunft – ist ein FTI-Programm des Bundesministeriums für Klimaschutz, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft abgewickelt wird.
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Studiengangsleiter Bahntechnologie und Mobilität (BA)
Institutsleiter Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Bahntechnologie und Management von Bahnsystemen (MA)
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Lehrgangsleiter Seminare Bahntechnologie und Mobilität
Department Bahntechnologie und Mobilität
- netwiss OG
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