Inklusion von Peers in der Wiener Wohnungslosenhilfe

Setzt Maßnahmen, um Peer-Arbeit zu stärken und ihren Wert sichtbar zu machen.

Hintergrund

In einer eineinhalbjährigen Begleitforschung wurde untersucht, inwieweit die Einbindung von Peer-Mitarbeiter*innen (Personen, die selbst Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit gemacht haben) für die Arbeit der Wiener Wohnungslosenhilfe (WWH) von Nutzen sein kann. Es ging unter anderem darum die derzeitige Situation von Peer-mitarbeiter*innen zu beschreiben und zu ermitteln, welche Perspektiven es für sie gibt. Das Projekt drehte sich im Kern um die Frage wie die Peer-Arbeit weiterentwickelt werden soll und kann. Auf Grundlage der Untersuchungen wurden Empfehlungen erarbeitet, die den Stellenwert von Peer-Mitarbeiter*innen in der Wiener Wohnungslosenhilfe festigen und ausbauen sollen. 

Projektinhalt und Ziele

Peer-Arbeit (d.h., Mithilfe von ehemaligen Wohnungslosen) kann für die Wohnungslosenhilfe eine Bereicherung sein und neue Perspektiven eröffnen. Sie kann aber auch Irritationen auslösen oder sogar auf Ablehnung stoßen; zum Beispiel, weil gewohnte Abläufe in Frage gestellt und/oder mögliche Schwachpunkte aufgezeigt werden. Die Vorteile von Peer-arbeit herauszuarbeiten, um Vorbehalten und ablehnenden Haltungen zu begegnen ist eine Herausforderung, die aber aus dem Umfeld der Beteiligten selbst bewältigt werden kann.

Inklusion – also die Teilhabe an gesellschaftlichen und sozialen Prozessen für jeden Menschen zu ermöglichen – stand im Zentrum des vorliegenden Projektes. Besonderes Augenmerk galt dabei der Auseinandersetzung mit dem „Anders sein“ (das „Anders sein“ der Peers im konkreten Fall) und wie es weniger als Störfaktor, sondern als Gewinn und sinnvolle Ergänzung begriffen werden kann. Folgende Forschungsfragen ergaben sich:

  • Wie stellt sich die Peer-Arbeit in der Wohnungslosenhilfen zu Beginn des Projekts dar und wie wird sie beschrieben und beurteilt?
  • Welche Fragen/Probleme/Herausforderungen gibt es in der Zusammenarbeit mit Peer-Mitarbeiter*innen? Wo kommt es zu Spannungen und welche Hürden müssen überwunden werden? Welche Erfahrungen werden gemacht und werden die Vorteile von Peer-Arbeit erkannt und als nutzbringend eingestuft?
  • Was braucht es, damit Inklusion von Peer-Mitarbeiter*innen gelingen kann? 

Methodik

Als Ausgangsmaterial dienten bereits vorhandene Dokumente aus den verschiedenen Phasen des Projekts „Peers in der Wohnungslosenhilfe“. Es wurden Interviews mit unterschiedlichen Akteur*innen geführt und Peer-Mitarbeiter*innen – im Sinne kollaborativer Aktionsforschung – dazu angehalten ihre Eindrücke und Erlebnisse in „Erfahrungs-Tagebüchern“ festzuhalten. Die Auswertung erfolgte mittels strukturgeleiteter Textanalyse, die sich speziell für die Bearbeitung großer Datensätze eignet. Darüber hinaus kam auch die Methode des dokumentierenden Interpretierens zur Anwendung (Diskussion von vorläufigen Ergebnissen bei Meetings, in denen die weiteren Erhebungsschritte besprochen wurden). In einer Zukunftswerkstatt wurden mit Peers und Mitarbeiter*innen der Wiener Wohnungslosenhilfe sowie Mitarbeiter*innen ähnlicher sozialer Einrichtungen (z.B., jene, die Menschen mit psychischen Erkrankungen versorgen, bzw. solche, die sich um geflüchtete Menschen kümmern) die Ergebnisse der Forschungsarbeit einer „kommunikativen Validierung“ unterzogen. Darauf aufbauend wurden konkrete Empfehlungen abgeleitet, welche die Inklusion von Peer-Mitarbeiter*innen in der Wohnungslosenhilfe unterstützen.

Ergebnis

Als zentrale Hebel für die Stärkung der Inklusion von Peers erwiesen sich:   

  • Maßnahmen auf Ebene einzelner Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe. Dazu zählen eine gute Vorbereitung und Begleitung der Peers, die Anerkennung des Wertes ihrer Arbeit und des Erfahrungswissen, das sie in die Organisation einbringen. Chancen für Weiterentwicklungen und sinnvolle Veränderungen, die sich durch ihre Mitarbeit ergeben, sollen so sichtbar gemacht werden.
  • Maßnahmen auf Ebene der Peers. Das umfasst die Weiterführung des bewährten Aus- und Fortbildungsprogramms, Initiativen zur Selbstorganisierung von Peers, Angebote für berufliche Weiterentwicklung, die Stärkung der Diversität der Peers und der Schutz vor Diskriminierung.
  • Maßnahmen auf Ebene der Wohnungslosenhilfe. Es braucht eine Schärfung der Rollen- und Berufsbilder von Peers und „konventionellen“ Mitarbeiter*innen, einschlägige Fortbildungen und eine Kultur des voneinander Lernens und des Austausches (auch über nationale Grenzen und das Handlungsfeld der Wohnungslosenhilfe hinaus).
  • Maßnahmen auf Ebene der Nutzer*innen. Die Einbindung von Nutzer*innen in alle Bereiche und Projekte der Wohnungslosenhilfe sollte Ziel sein, die Verbesserung der Beziehung zwischen den Organisationen und Nutzer*innen ein Anliegen und die Integration von Peers in den Arbeitsmarkt ein Vorbild, das über die Wohnungslosenhilfen hinauswirkt.

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FH-Dozentin
Department Soziales
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
M: +43/676/847 228 554
PartnerInnen
  • Neunerhaus
Finanzierung
Neunerhaus (Auftragsforschung)
Laufzeit
01.09.2020 – 31.12.2021
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung