Bislang finden sich kaum wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Case Management in der Sozialen Arbeit in Österreich. Während manche CM-Programme in der Fachöffentlichkeit gut bekannt sind, wie z. B. Jugendcoaching oder Fit2Work, ist es bei anderen kaum möglich zu nachvollziehbaren Informationen über deren Konzepte und Anwendungspraxis zu gelangen. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass immer mehr Einrichtungen davon sprechen, Case Management anzuwenden. Was dabei unter Case Management verstanden wird, bleibt meist vage. Das Forschungsprojekt soll dazu beitragen, das Verständnis und die gelebte Praxis des Case Managements in der Sozialen Arbeit in Österreich sichtbar und damit diskutierbar zu machen.
Projektendbericht
Seit 2016 widmen sich Forschungsprojekte im Masterstudiengang der Anwendungspraxis von Case Management (CM) in Österreich. Die Forscher*innen des im April 2020 abgeschlossenen Projekts erweitern das Wissen um die gelebte Praxis und Vielfalt des CM in Österreich und entwickeln Erkenntnisse, die auch für die Soziale Arbeit im Allgemeinen relevant sind:
Andreas Weissensteiner untersucht, was Stakeholder*innen unter ‚Erfolg‘ des Intensive Case Managements (ICM) des Psychosozialen Dienstes (PSD) Mostviertel verstehen. Er entwickelt eine Typologie der Erwartungshaltungen und beschreibt in differenzierter Weise erfolgsfördernde und erfolgshemmende Faktoren aus Sicht der CM-Akteur*innen. Nicht nur seine Analyse der multidimensionalen Bedeutung von „Zeit“ macht die Arbeit auch für Nicht-Case Manager*innen spannend.
Lisa Kalteis fokussiert auf die Erfahrungen der Nutzer*innen mit dem ICM des PSD. Sie zeigt die Relevanz von tagesstrukturierenden Hilfen, einer kontinuierlichen; vertrauensvollen Arbeitsbeziehung, die Ähnlichkeiten mit Alltagsberatung aufweist, sowie der individualisierten Beteiligung des lebensweltlichen Umfelds der Nutzer*innen auf.
Katrin Krispel widmet sich der Beziehungsarbeit im Projekt Age-Friendly-Region der Chance B Gruppe in der Steiermark. Auch sie stellt fest, dass Alltagsnähe der kontinuierlichen Betreuung, Bedürfnisorientierung sowie Einbezug der Angehörigen von den Klient*innen des CM geschätzt wird. Darüber hinaus vermittelt sie Hinweise zur Bedeutung von Beziehungsarbeit mit Kooperationspartner*innen.
Lina Wegleitner erkundet, welche Möglichkeiten und Grenzen für die Anwendung des CM in der burgenländischen Kinder- und Jugendhilfe bestehen. In detaillierter Weise arbeitet sie heraus, dass die Zunahme an Koordinationsaufgaben sowie an konsequenter Beteiligung der Klient*innen an allen Entscheidungen und Interventionen auf bestehende Praxen des CM schließen lassen, ein geteiltes Verständnis des Handlungsansatzes aber noch zu entwickeln ist.
Astrid Hofmann exploriert, welche Indikationen für CM für Jugendliche und junge Erwachsene mit Multiproblemlagen in Niederösterreich bestehen. Dazu zeichnet sie u.a. nach, welche strukturellen Mängel von Expert*innen unterschiedlicher Organisationen in der bestehenden Angebotslandschaft festgestellt werden, die auf einen Bedarf an CM schließen lassen. Insbesondere ihre literatur- und datenbasierte Analyse des Stellenwerts von Beziehungsarbeit mit der Zielgruppe kann als Anregung für bestehende Angebote genutzt werden.
Da eine Studie korrigiert werden muss, ist mit einer Veröffentlichung der Masterthese erst im Frühjahr 2021 zu rechnen. Dann wird auch die Masterthese zur Implementierung und Praxis des CM im AMS Wien vorliegen.
Poster des Social Work Science Day 2020
Download der Vortragsfolien des SWSD 2020
Masterarbeit
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Department Soziales