Aufsuchende professionelle Sozialarbeit im Gemeinwesen
Sich verstärkende Problemstellungen wie Einsamkeit, Betreuungsprobleme von Angehörigen, Obdachlosigkeit, Gewalt, Messietum, Horten von Tieren und Mangel an Selbsthilferessourcen bei einfachen medizinischen und sozialen Krisen fordern neue Lösungsansätze. Unter anderem aus Mangel an rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit und der teilweisen Spezialisierung sozialer Einrichtungen werden Betroffene primär in das rasch und niederschwellig erreichbare medizinische System gelenkt.
Dieses wird fachlich und mengenmäßig überlastet. Drehtürpatientinnen und -patienten sind ein Ergebnis dieser Fehlallokation. Die Situation könnte mit Angeboten der Sozialen Arbeit, wie präventiver Beratung, aufsuchender bzw. nachgehender Betreuung und Krisenintervention nachhaltig verbessert werden. Darüber hinaus sind transdisziplinäre Vernetzung und Verzahnung der Hilfeeinrichtungen gefordert, um diese Patientinnen und Patienten in Grundlagen der Selbsthilfe anzuleiten. Ziel ist es, einen für die realen Bedarfe passenden Point-of-Care zu finden, Betroffene auch im Sozialraum zu stärken und das Krankenhaus nachhaltig zu entlasten.
Im Rahmen der Pilotierung des telefonischen Gesundheitsberatungssystems Teweb werden zeitlich, räumlich und inhaltlich verlässliche Verweisungsmöglichkeiten zu sozialen Einrichtungen gesucht. Diese werden nicht durchgängig, flächendeckend, rund um die Uhr und spezialisiert vorhanden sein (können): Welche Reaktionsmöglichkeiten durch gemeinwesensnahe, aufsuchende Soziale Arbeit sind möglich? Wie können Ausbildungsmaßnahmen und institutionelle Anbindungen gestaltet werden? Dabei dienen Community Response Teams aus den USA als Gedankenmodell.
Projektendbericht
Die neun Studierenden des Projekts Community Response Team beschäftigten sich in den Jahren 2017 – 2019 mit Fragestellungen der Gestaltung von Versorgungssystemen für Menschen an der Schnittstelle zwischen Gesundheits- und Sozialsystem. Dabei rückte die Überlegung einer mobilen Aufsuchenden Einheit an genau dieser Schnittstelle in den Mittelpunkt der Forschungstätigkeit.
Das qualitative Forschungsdesign verfolgte das Ziel, die Möglichkeiten, Indikationen, Potentiale aber auch Grenzen aufgrund von ExpertInnenaussagen zu evaluieren.
Im Zuge der Forschung entwickelten sich zwei Forschungsstränge, die sowohl den urbanen Raum (Wien), als auch eine ländliche Region (Melk) in den Fokus der Betrachtung rückten. Unter Einsatz eines Georgraphischen Informationssystems wurde für die Region Melk eine Landkarte der Sozialen Versorgung erstellt. Die von den Studierenden konzipierte mobile aufsuchende Einheit für den ländlichen Raum, wurde im Rahmen des Social Work Science Day mit einem Fachpublikum einer kritischen Diskussion unterzogen.
Insgesamt konnte durch Forschungstätigkeit der Studierenden beider Forschungsgruppen eine Basis für weitere, offene Fragestellungen zur künftig notwendigen Integration von Gesundheits- und Sozialdiensten geschaffen werden.