Technische, rechtliche und organisatorische Implikationen eines digitalen Produktpasses (DPP) für kunststofferzeugende und -verarbeitende Unternehmen.
Hintergrund
Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft erfordert Anpassungen in vielen Bereichen. Abfallverwerter*innen, zum Beispiel, benötigen genaue Informationen über die Art und Zusammensetzung der Kunststoffe, die sie bekommen, damit sie Rezyklate (d.h. Produkte aus Recycling-Prozessen) von hoher Qualität erzeugen können. Zusätzlich benötigt es sauber getrennte Materialströme sowie rezykliertes Plastik in ausreichender Menge und Qualität zu einem angemessenen Preis. Nur so können die vorgeschriebenen Quoten erfüllt werden. Ein wichtiger Baustein, um all das möglich zu machen, ist der digitale Produktpass (DPP) für kunststofferzeugende und -verarbeitende Unternehmen. Es ist vorgesehen, dass Hersteller*innen und Vertreiber*innen von Kunststoffprodukten alle notwendigen Daten entlang ihrer Lieferkette erheben und in einem solchen Produktpass erfassen.
Projektinhalt
DPP4PLASTICS untersucht die technischen, rechtlichen und organisatorischen Implikationen eines digitalen Produktpasses (DPP) für kunststofferzeugende und -verarbeitende Unternehmen. Das Projekt wird in Kooperation des Instituts für Innovationssysteme der Fachhochschule St. Pölten mit dem Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT - https://www.tckt.at/en/) sowie der Rechtsanwaltskanzlei Höhne, In der Maur und Partner (https://www.h-i-p.at/) umgesetzt. Hauptziel ist es, den Forschungs- und Entwicklungsbedarf für die kommenden Anforderungen an die kunststoffverarbeitende Industrie zu ermitteln. Defizite bei Verfahren und Prozessen werden identifiziert, und es wird herausgearbeitet, welche Hindernisse, Risiken und Chancen es auf dem Weg zu einer zirkulären Kunststoffindustrie gibt.
Ziele & Methoden
Im Projekt DPP4Plastics kommen Methoden und Verfahren der partizipativen Technikfolgeabschätzung (neben Expert*innen werden auch Laien und Interessensvertreter*innen involviert) zum Einsatz. Überdies werden Chancen, Risiken und Implikationen der notwendigen Veränderungen, die der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft mit sich bringt, gemeinsam mit Expert*innen systematisiert und analysiert.
Damit wird eine Wissens-Basis für kunststoffherstellende und -verarbeitende Unternehmen geschaffen, die es ihnen erleichtert sich auf die neuen gesetzlichen Anforderungen einzustellen und entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Dies erfasst mehrere Ebenen und geht auch mit einigen Herausforderungen einher, die es zu bewältigen gilt:
- Um den neuen Vorgaben zu entsprechen, müssen die bestehenden Dokumentationsvorschriften für Kunststoffe an die neuen Anforderungen angepasst und zum Teil überarbeitet und erweitert werden. Dies reicht von der Entwicklung eines Metadatenschemas, Bereitstellung der notwendigen Informationen über die Einrichtung neuer Prozesse und Schnittstellen bis hin zur Festlegung von Verantwortlichkeiten im Unternehmen.
- Verschärfte Offenlegungs- und Dokumentationspflichten, insbesondere im Hinblick auf die Materialzusammensetzung und -verarbeitung, lassen Rückschlüsse auf Produkteigenschaften und Herstellungsverfahren zu und kann Einblick in Betriebsgeheimnisse geben. Das kann mit Geschäftsgeheimnissen und Gewährleistungspflichten in Konflikt geraten.
- Die Umstellung auf durchgängig digitale Dokumentationsprozesse erfordert neue digitale Kompetenzen und - wenn diese nicht im eigenen Haus aufgebaut werden können - niedrigschwellige Tools und Services, die Unternehmen dabei helfen, Produktdaten rechtssicher bereitzustellen, aber auch DPP-Daten für eigene Zwecke zu nutzen.
- Die wirtschaftlichen Auswirkungen von recyclingfähigen und DPP-konformen Kunststoffen und ergänzende Regelungen müssen ebenfalls geklärt werden. Ein Recht auf Reparatur, zum Beispiel, oder Rücknahmeverpflichtungen (erweiterte Herstellerverantwortung) verändern mittelfristig die Wertschöpfungsprozessen und Geschäftsmodelle (z.B. Plastics as a Service)
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Department Digital Business und Innovation
- Transfercenter für Kunststofftechnik,
- Rechtsanwaltskanzlei Höhne, In der Maur und Partner