Empfehlungen zur Verbesserung der Wohnungslosenhilfe.
Hintergrund
Wohnungslosigkeit ist ein komplexes Problem mit vielen Gesichtern. Neben der sichtbaren Obdachlosigkeit gilt es auch das Augenmerk auf jene Personen zu richten, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können, die von Delogierung bedroht sind oder aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten nur in Substandard-Wohnungen leben. Häusliche Gewalt spielt in Zusammenhang mit Wohnungslosigkeit ebenfalls eine große Rolle. Die Schwierigkeiten eigenen Wohnraum zu finden, führen oft dazu, dass Betroffene sich kaum imstande sehen ihre Situation zu verändern und deshalb bei ihrem gewalttätigen Partner wohnen bleiben.
Projektinhalt und Ziele
In dem vorliegenden Projekt wurde ausgelotet, ob die vorhandenen Angebote und Maßnahmen rund um das Problemfeld Wohnungslosigkeit die spezifischen Bedarfe ausreichend abdecken (Über- oder Unterangebot, Identifikation von Versorgungslücken). Dafür wurde untersucht inwieweit die Angebote der verschiedenen Institutionen auf unterschiedliche Zielgruppen abgestimmt sind, ob es Probleme bei der Auslastung gibt, wo und ob Versorgungslücken auftreten und welchen Hürden sich Hilfesuchende gegenübersehen.
Methode
Um quantifizierbare Aussagen darüber zu treffen, wie die die Angebote der niederösterreichischen Wohnungslosenhilfe genutzt werden, wurden Recherchen zu den Angebotsstrukturen durchgeführt und Daten aus offiziellen Jahres- und Auslastungsstatistiken erhoben. In einem zweiten Schritt wurden mögliche Gründe für Versorgungslücken identifiziert und ermittelt ob und inwieweit bestimmte Angebote ihrer Zielsetzung gerecht werden. Dafür wurden Interviews mit Praktiker*innen und Nutzer*innen durchgeführt und ausgewertet. Die Ergebnisse der Erhebungen wurden in einem Stakeholdergespräch zur Diskussion gestellt, um gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Schlussfolgerungen zu ziehen und zu Ideen für Verbesserungen zu kommen. Aus diesen Gesprächen und den aus den Erhebungen gewonnenen Erkenntnissen konnten Empfehlungen für Verbesserungen erarbeitet werden.
Ergebnis
Mit Blick auf die vorliegenden Ergebnisse konnten einige Problemfelder identifiziert werden. Daraus leiten sich folgende Empfehlungen ab:
- Es ist notwendig die Datenerhebung zu vereinheitlichen, um zukünftige Bedarfe besser abschätzen zu können. Dies betrifft unter anderem die Zählweise und die Berechnungsarten für wichtige Kennzahlen und Einflussgrößen (z.B., Auslastung, sozioökonomische Faktoren, Geschlecht, Zählung von Kindern). Sich an der Europäische Typologie für Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit und prekäre Wohnversorgung zu orientieren wird empfohlen.
- Niederschwellige Angebote müssen ausgebaut werden. Notschlafstellen und Notwohnungen, die unter Umstände auch für längere Zeitraum genutzt werden können, sollten in allen Regionen Niederösterreichs angeboten werden.
- Die Behindertenhilfe durchlässiger zu gestalten und mehr Flexibilität bei den Fördertöpfen für die Behindertenhilfe zu ermöglichen, wird angeraten. Außerdem schlagen die mit Wohnungslosigkeit befassten Einrichtungen eine bessere Vernetzung mit der Behindertenhilfe vor.
- Eine zentrale Anlaufstelle und eine überregionale Datenbank (mit Landkarte aller relevanten Einrichtungen und Angebote) sollten eingerichtet werden.
- Der Austausch und die Vernetzung zwischen Einrichtungen, Interessensgruppen, Institutionen, und Entscheidungsträger*innen sollte verbessert werden. Dafür braucht es eine mit entsprechenden Ressourcen ausgestattete Vernetzungsplattform (die Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe und Suchthilfe inkludiert).
- Eine Gesamtstrategie zur Beendigung von Wohnungslosigkeit muss entwickelt werden. Die derzeit fragmentierten Angebote der niederösterreichischen Wohnungslosenhilfe sollten auf Basis international anerkannter Prinzipien wie des „Housing First“ Ansatzes ausgebaut und sozialpolitische Anliegen mit Maßnahmen allgemeiner Wohnpolitik verknüpft werden.
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Department Soziales