Ganzheitliche logistische Maßnahmen, die neben einer Versorgungssicherheit auch eine nachhaltige Ressourcennutzung und ein gesünderes Lebensumfeld ermöglichen.
Hintergrund
Der Güterverkehr in den Städten ist ein Schlüsselelement in der Nahversorgung, sorgt aber auch für erhebliche Probleme. Er schadet der Umwelt, der Gesundheit und beeinträchtigt die Lebensqualität der Bevölkerung. Die Verantwortungsträger*innen in den Städten sind daher bestrebt (infrastrukturell, organisatorisch und technologisch), die negativen Auswirkungen des Verkehrs einzudämmen. Es kristallisiert sich allerdings heraus, dass es vor allem auf der Ebene der Stadtviertel (Quartiere) und der Baufelder an Grundlagen dafür fehlt, den urbanen Güterverkehr in Planungsprozesse und -instrumente zu integrieren. Als Folge daraus werden notwendige Einzelmaßnahmen (wie Paketboxen, Ladezonen, Ladehöfe, Mikro-Hubs, etc.) entweder gar nicht oder zu spät gesetzt oder erweisen sich als kostspielig und ineffektiv (z.B. ungeeignete Maßnahme für die lokalen Zielgruppen, Fehler bei Wahl der Standorte und der Dimensionierung, etc.). Außerdem kann es zu Lock-in-Effekten – hohe Wechselkosten verhindern den Umstieg auf Alternativen – kommen, die für lange Zeiträume eine optimale Integration des Güterverkehrs in den gebauten Raum (hinsichtlich Flächenverbrauch, Effizienz, Emissionen, etc.) verhindern.
Projektinhalt
Bestehende Planungstools und Toolkits legen das Augenmerk meist auf gesamtstädtische Aspekte und erlauben nur sehr allgemeine und unzureichend quantifizierbare Aussagen. Einflussgrößen, die im kleinräumigen Umfeld eine Rolle spielen, werden vielfach außer Acht gelassen. Mit dem LOGI-TOOLKIT gehen wir einen anderen Weg. Es soll ermöglichen, Eignung und Wirkung logistischer Maßnahmen auf kleinräumiger Ebene abzuschätzen und ihre prozessuale Einbettung bestmöglich vorzubereiten. Die Bereiche Logistik und Stadtplanung werden interdisziplinär betrachtet und einschlägige Maßnahmen unter Einbindung verschiedener Interessensgruppen auf ihre Eignung geprüft. Verantwortungsträger*innen in Planung, Verwaltung und Immobilienentwicklung sind mit dem LOGI-TOOLKIT in die Lage versetzt, die Folgen und Auswirkungen von Maßnahmen evidenzbasiert zu beurteilen und entsprechend vorzubauen.
Ziele
Das webbasierte LOGI-TOOLKIT soll bei Planung, Verwaltung und Immobilienentwicklung unterstützen, indem es bereits in frühen Phasen von Planungsprozessen logistische Maßnahmen berücksichtigt. Langfristig wirksame und kostenintensive Planungsfehler können damit vermieden und wichtige Schritte zur Effizienzsteigerung in der städtischen Logistik gesetzt werden. Die wesentliche Projektziele sind:
- Ableitung konkreter Erfolgs- und Umsetzungsparameter für logistische Maßnahmen (Dimensionierung, Kapazität, anfallende Lieferungen, Kosten- & Betreiberstruktur, Flächenbedarf, Einzugsbereiche, Umsetzungszeiträume, Skalierung, Interessensgruppen, Einbindungszeitpunkte, etc.).
- Identifikation konkreter Herausforderungen von Kommunen hinsichtlich der Logistikplanung im Stadtviertel/Quartier.
- Entwicklung eines webbasierten, offen zugänglichen und erweiterbaren Toolkits zur Bedarfsabschätzung und Logistikplanung im Quartier, das auf verschiedenen Ebenen des Planungsprozesses Logistikmaßnahmen bewertet und damit wertvolle Planungsgrundlagen liefert.
Das LOGI- TOOLKIT und die darüber verbesserte Verknüpfung von Stadtplanung mit Logistikplanung erlaubt es, die Abläufe im Gütertransport nach ökologischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten zu gestalten. Die Umweltfreundlichkeit der Transporte kann erhöht, die städtischen Infrastruktur besser an verschiedene Bedürfnisse von Bürger*innen angepasst, eine Emissionsreduktion sowie positive Effekte auf die Gesundheit erreicht werden.
Methodik
Recherchen über aktuellen Stand und Trends (automatisierte Zustellungen, Wachstum Güter-/Wirtschaftsverkehr, neue Lieferketten, CO2-Steuer, etc.) zur Logistik im Stadtquartier sowie Interviews mit Interessensgruppen und Betroffenen (z.B. Wohngenossenschaften, Mülldiensten) liefern die Wissensbasis, um bereits bestehende oder angedachte nachhaltige Maßnahmen für Verbesserungen zu identifizieren sowie neue Vorschläge zu erarbeiten. Eine Auswahl an Maßnahmen wird im Detail untersucht und darauf aufbauend nützliche Kennwerte ermittelt. Künftige Nutzer*innen und Stakeholder sind in wesentliche Schritte des Projektes eingebunden, damit ihre Bedürfnisse (z.B. über User-Stories) gut abgebildet werden können. Dies bildet die Grundlage für das LOGI-TOOLKIT, indem es Fragen zu Benutzer*innenschnittstellen, Datenquellen (z.B. Geodaten), Algorithmen (zur Auswertung oder für Simulationen) und zur Datenaufbereitung und -visualisierung klärt. In der Umsetzung werden moderne Methoden der Softwareentwicklung (z.B. „rapid prototyping“) verwendet. Außerdem wird das Toolkit anhand von drei Fallbeispielen (Wien Aspern Seestadt, St. Pölten, Graz) getestet und weiterentwickelt.
Ergebnis
Bisherige Projekte und Forschungsarbeiten zur städtischen Logistik setzen oft auf Insellösungen und berücksichtigen nur einen oder einige wenige Aspekte. Eine zukunftsfähige, nachhaltige Logistikplanung benötigt aber eine ganzheitliche Betrachtung. Mit der in dem vorliegenden Projekt entwickelten Plattform LOGI-TOOLKIT soll das möglich werden. Sie erleichtert es, logistische Prozesse in den unterschiedlichen Phasen der Planung eines Stadtquartiers zu berücksichtigen. Damit liefern wir eine wertvolle Planungsgrundlage für die Integration von Logistik in die Stadt- und Quartiersplanung. Dies stellt nicht nur die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen sicher, sondern sorgt auch für einen Reduktion von Emissionen und Immissionen und eröffnet Möglichkeiten für einen effizienteren und nachhaltigeren Umgang mit Energie und Ressourcen. Daneben wird das im Projekt erarbeitete Wissen gebündelt und verfügbar gemacht. Dies umfasst eine Sammlung von logistikrelevanten, quartierswirksamen Daten (Güteraufkommen, Güterstruktur, Nutzer*innenakzeptanz, etc.) und Maßnahmen (Umsetzungskriterien, Kostenschätzung, Einzugsbereiche, etc.), welche die Grundlage für weitere Planungsinstrumente bilden können.
Mobilität der Zukunft – ist ein FTI-Programm des Bundesministeriums für Klimaschutz, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft abgewickelt wird.
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