Das Phänomen Alleinerziehen und der österreichische Wohlfahrtsstaat.
Hintergrund
Alleinerziehende sind überwiegend Frauen und sehen sich mit verschiedenen sozioökonomischen Herausforderungen konfrontiert. Sie haben meist ein vergleichsweise geringes Einkommen, ein erhöhtes Armutsrisiko und auch häufiger mit gesundheitlichen Probleme zu kämpfen. Obwohl dies seit Jahren bekannt und auch durch Studien belegt ist, hat sich die Lage kaum verbessert. Tatsächlich haben die COVID-19-Pandemie und die anschließende wirtschaftliche Rezession die Fortschritte in dem Bereich nicht nur eingebremst, sondern zum Teil sogar wieder auf niedriges Niveau zurückgeworfen.
Projektinhalt
In dem Projekt SOAL geht es im Wesentlichen darum, besser zu verstehen, wie der österreichische Wohlfahrtsstaat die schwierigen Umstände, von denen Alleinerziehende betroffen sind, erzeugt – und immer wieder aufs Neue reproduziert. Ausgehend von Prinzipien und Erkenntnissen aus Wohlfahrtsstaatsforschung und feministischer Theorie untersucht es sozialpolitische, rechtliche und verwaltungstechnische Aspekte staatlicher Regulierung. Neben einer kritischer Diskursanalyse von Rechtsdokumenten und parlamentarischen Protokollen werden auch Interviews mit Sozialarbeiter*innen durchgeführt. Das eröffnet Einblicke in die strukturellen und ideologischen Dimensionen, welche die Wohlfahrtspolitik beeinflussen. Daraus lassen sich jene Faktoren ableiten, die einen bestimmenden Einfluss auf die Lebenssituationen von Alleinerziehenden haben.
Ziele
Das Hauptziel von SOAL ist es zu erforschen, wie der österreichische Wohlfahrtsstaat und die Sozialpolitik in ihrer aktuellen Form zu den Lebensumständen von Alleinerziehenden beitragen. Es soll untersucht werden:
- Was die Lebenssituation von Alleinziehenden ausmacht, wie sie in diese Situation geraten und was der sozial-historische Hintergrund ist, vor dem es geschieht.
- Wie rechtliche Regelungen und Sozialleistungen die Lebenssituation von Alleineerziehenden bestimmen und beeinflussen.
- Welches Bild der vorherrschende politische Diskurs von der Lebenssituation Alleinerziehender zeichnet.
Methoden
Im Kern beruht SOAL auf den folgenden Methoden:
- Literaturübersicht: Der Fokus liegt auf wohlfahrtsstaatlicher Politik, dem sozialhistorischen Kontext der Lebenssituation von Alleinerziehenden und dem gesellschaftlichen Diskurs über sie.
- Dokumentenanalyse: Rechtsdokumente, parlamentarischen Protokolle, Parteiprogramme etc. werden analysiert. Ein tieferes Verständnis der politischen und strukturellen Faktoren, welche zu den Lebensumständen von Alleinerziehenden beitragen, soll so erreicht werden.
- Interviews: Interviews mit 20 Sozialarbeiter*innen werden durchgeführt. Es soll eruiert werden, wie sie auf die individuellen Bedürfnisse von Alleinerziehenden eingehen.
- Kritische Diskursanalyse: Auf Basis der Ergebnisse aus der Dokumentenanalyse werden gesellschaftlichen Auswirkungen abgeschätzt. Grundlage dafür bildet der dialektisch-relationale Ansatz von Norman Fairclough1.
Innovation
SOAL schließt eine Forschungslücke in der Politikwissenschaft zum Thema Lebenssituation von Alleinerziehenden. Das Projekt integriert Erkenntnisse aus der Wohlfahrtsstaatsforschung und der feministischen Theorie stärker als bisherige Studien und beschreitet mit seinem theoretisch-qualitativen Ansatz neue Wege. Es erweitert den Wissensstand darüber, wie der (österreichische) Wohlfahrtsstaats die Lebenssituation Alleinerziehender beeinflusst.
1 Fairclough, N. (2013). Critical discourse analysis: The critical study of language (2nd ed.). Routledge
Partner
Fördergeber
Der Inhalt repräsentiert nicht notwendigerweise die Sichtweise des Landes Niederösterreich oder der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich als Förderstelle. Weder das Land Niederösterreich noch die Förderstelle können daher für den Inhalt verantwortlich gemacht werden.
Sie wollen mehr wissen? Fragen Sie nach!
Department Soziales
- Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) der Universität Innsbruck