Comics, um Studierenden wissenschaftliche Konzepte näherzubringen.
Hintergrund
Menschen erzählen oder hören gerne Geschichten. Sie tun das nicht nur, um zu unterhalten oder unterhalten zu werden, sondern auch um Inhalte und Informationen zu vermitteln. Gedanken und Kommunikationsprozesse werden zu Geschichten verknüpft, um Vorstellungen und Ansichten besser auszudrücken oder die Vorgänge, die sich in der Welt abspielen, für einen selbst und andere begreifbar zu machen. In dem Projekt Comixplain kommen wir der menschlichen Neigung zum Storytelling entgegen, und erstellen Comics, die Studierenden dabei helfen (komplexe) wissenschaftliche Konzepte besser zu verstehen.
Die beiden Zeichner und Comic-Theoretiker Will Eisner und Scott McCloud haben sich als erste mit dem Medium Comics wissenschaftlich auseinandergesetzt und damit ein neues akademisches Betätigungsfeld erschlossen. Viele Studien, die seither durchgeführt wurde, zeigen, dass Comics zur Vermittlung von Lehr- und Lerninhalten für Kinder als auch für Erwachsene sehr nützlich sind. Das hat nicht nur damit zu tun, dass sie ein vertrautes Medium sind, sondern liegt auch an ihrer einzigartigen Kombination von Besonderheiten. Neben einer Erzählstruktur, wie sie normalerweise nur Lehrvideos haben, enthalten sie Visualisierungen und Infografiken und erlauben eine flexible räumliche Anordnung von Elementen. Die Inhalte können von Leser*innen außerdem in ihrem eigenen Tempo konsumiert werden (was bei einem Video nicht möglich ist).
Ziele und Methoden
Comixplain entwickelt ein neues didaktisches Format, welches Comics nutzt, um Studierenden Inhalte aus den STEM Fächern (Science, Technology, Engineering, Mathematics) näherzubringen. Folgende Teilschritte sind auf dem Weg dahin notwendig.
- Identifikation von geeigneten Lehrveranstaltungen und Themen an der FH St. Pölten. Ins Auge gefasst werden dafür vor allem Unterrichtseinheiten, von denen bekannt ist, dass die Studierenden mit den Inhalten zu kämpfen haben oder Unterrichtseinheiten in denen abstrakte Konzepte vermittelt werden. In diesen Fällen können Comics als unterstützendes Lehrmaterial nützlich sein.
- Studierende und Lehrende werden eingeladen gemeinsam an den Inhalten für die Comics zu arbeiten (Co-Design Sessions, die Workshops, Interviews, und Arbeit mit Fokus-gruppen umfassen). In dieser Phase werden erste Entwürfe angefertigt und evaluiert, und die Anforderungen ermittelt, die das neue Lehrmaterial erfüllen muss.
- Themen werden ausgewählt, Skripte verfasst, Bilder gezeichnet und alles in einem peer-review Verfahren evaluiert. Studierende sind in den finalen Evaluierungsschritt eingebunden. Es wird überprüft, wie gut sie die dargestellten Inhalte erfassen und wie sie mit dem neuartigen Lehrmaterial umgehen und zurechtkommen (wie ihre User-Experience ist).
- Anleitungen, wie man die Comics benutzt und am besten einsetzt, werden erstellt und den Lehrenden zur Verfügung gestellt.
Ergebnisse
Comixplain stories finden sich in diesem Repositorium : https://fhstp.github.io/comixplain/
Die Geschichten sind nach folgenden Prinzipien aufgebaut:
- Modulare Struktur: Die Comixplain-Geschichten sind modular strukturiert. Die Panel Strips sind entweder narrativ, deskriptiv, oder tauchen tiefer in ein Thema ein (In-Depth Panels). Die narrativen Elemente treiben die Geschichte voran und verbinden die deskriptiven Elemente. Die deskriptiven Elemente liefern eine grundlegende Erklärung zu bestimmten Themen, während die In-Depth Panels weitergehende Informationen und mehr Details liefern. Sie sind Zusatzinformation und müssen nicht gelesen werden, um den Fortgang der Geschichte zu verstehen.
- Skalierbarkeit und Verfügbarkeit: Die Comixplain-Geschichten sind für Lehrende und Lernende gemacht. Weil die Inhalte an spezifische Bedürfnisse angepasst, auf einfache Weise geteilt und in andere Lehrmaterialen wie slides oder e-learning tools integriert werden können sollen, sind sie über Microsoft Power Point zugänglich. Power Point wird weithin verwendet und verfügt über alle notwendigen Werkzeuge, die ein reibungsloses Arbeiten mit den Comixplain-Komponenten ermöglichen.
- Nutzungsrechte: Die Comics des Projektes sind unter einer Creative Commons License veröffentlicht und dürfen frei verwendet, angepasst und unter der gleichen Lizenz weiter verbreitet werden.
- Korrekte Sprache und Terminologie: Die Comics sind peer-reviewed, um sicherzustellen, dass die Inhalte korrekt sind. Außerdem sind die Quellen aus denen die Informationen kommen angeführt. Darüber hinaus lehnen sich die dargestellten Inhalte an in der Industrie übliche Begriffe, Formulierungen und Handlungsweisen an. Das soll dabei helfen, besser zu erkennen wie die vermittelten Inhalte in der Praxis anzuwenden sind.
- Ausgewogene Rollenverteilung: Comixplain-Geschichten orientieren sich an einem partizipatorischen Lern/Lehrmodell. Die übliche Dialogstruktur bei der Lehrpersonen zu den Lernenden vortragen, wird damit vermieden. Stattdessen begegnen sich die Charaktere auf Augenhöhe, was unterstreicht, dass jede*r einen Beitrag zum Wissensgewinn leisten kann.
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Department Medien und Digitale Technologien