Digitale Methoden, die akademisches Personal aus dem Gesundheits- und Sozialbereich in der Organisation personen-zentrierter, interprofessioneller Lehre unterstützen.
Hintergrund
Menschen leben länger und chronische Erkrankungen nehmen zu. Beides belastet die Gesundheitssysteme weltweit, da mehr Personal mit Fachwissen und Erfahrung in den Bereichen öffentliche Gesundheit, Rehabilitation, partizipativem Case Management und in der Anwendung neuer Behandlungsmethoden gebraucht wird. Durch den Ausbau der interprofessionellen Zusammenarbeit (unterschiedliche Dienstleister*innen im Gesundheitsbereich arbeiten zusammen für und mit den Patient*innen, deren Familien und Umfeld), der personenzentrierten Kommunikation (weitreichende Einbeziehung von Patient*innen in Entscheidungen über ihre Behandlung) und des kollaborativen klinischen Denkens (kritisches Hinterfragen von Denkprozessen, Verhaltensweisen und Verfahren) auf Grundlage der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit sind erste Schritte eingeleitet, um Verbesserungen im Gesundheitsbereich zu erzielen.
Projektinhalt
Möglichkeiten mit- und voneinander zu lernen sollten in der Hochschulbildung und bei beruflichen Fortbildungsmaßnahmen einen festen Platz haben. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist die interprofessionelle Zusammenarbeit von Lehrpersonal und Ausbildungskoordinator*innen. Digitale Technologien können hierbei gute Dienste leisten, aber unabhängig davon, ob digitale oder analoge Methoden verwendet werden, ist es von zentraler Bedeutung sie auf die jeweiligen Rahmenbedingungen und auf die Bedürfnisse aller Beteiligten zuzuschneiden. Viele Bildungseinrichtungen fördern inzwischen verstärkt das gemeinsame, interprofessionelle Lernen, leiten zu mehr kollaborativem klinischem Denken und zur personenzentrierten Kommunikation an und machen sich (die Koordinator*innen, das wissenschaftliche, aber auch das Personal in der Administration, die Instituts- und Studienprogrammleitungen etc.) dafür digitale Technologien zu Nutze. Die Curricula und Inhalte regelmäßig an international anerkannte, evidenzbasierte Verfahren anzupassen, ohne dabei die regionalen und gesetzlichen Gegebenheiten aus dem Auge zu verlieren, ist allerdings eine große Aufgabe. An dieser Stelle setzt das vorliegende Forschungsprojekt an. Hauptaugenmerk gilt dem Einsatz von digitalen Methoden bei der Koordinierung, dem Aufbau und der Organisation von personenzentrierten, interprofessionellen Ausbildungsprogrammen im Gesundheitswesen. Im Detail geht das darum zu ermitteln, wie digitale Methoden den Workflow beeinflussen, welche Hürden sich auftun, wenn man sie einsetzt, aber auch welche Möglichkeiten und Chancen sie bieten Abläufe besser zu organisieren.
Forschungsfragen
- Wie sind Nutzer*innen von Gesundheitsdienstleistungen derzeit in kollaborative Lernprozesse innerhalb interprofessioneller Gesundheitsteams oder -netzwerke eingebunden?
- Welche digitalen Hilfsmittel erleichtern es Nutzer*innen von Gesundheitsdienstleistungen an Ausbildungsprogrammen zu personenzentriertem, kollaborativem Lernen teilzunehmen?
- Welche digitalen Hilfsmittel verwenden die Anbieter*innen von Ausbildungsprogrammen (Lehrpersonal, Ausbilder*innen, administratives Personal etc.) bei der Entwicklung von personen-zentrierten, interprofessionellen Lehr- und Lernformaten?
- Was sind die Vorteile, was die begünstigenden Faktoren, was die Hürden, wenn digitale Hilfsmittel in der Organisation von personen-zentrierten, interprofessionellen Lehr- und Lernformaten eingesetzt werden?
- Wie wenden Anbieter*innen von personen-zentrierten, interprofessionellen Lehr- und Lernformaten digitale Methoden an?
- Welche Vor-/Nachteile sehen Studierende bei der Verwendung digitaler Tools in personen-zentrierten, interprofessionellen Ausbildungsprogrammen?
Methodik
Eine systematische Literaturrecherche soll einen Überblick darüber verschaffen, welche digitale Lösungen es gibt, die es Nutzer*innen von Gesundheitsdienstleistungen erleichtert an interprofessionellen Lernprogrammen teilzunehmen, bei denen das Ausbildungspersonal interaktiv, gemeinsam und im guten Einvernehmen mit den Klient*innen über Gesundheitsfragen reflektiert. Diese Recherche bildet die Grundlage für Untersuchungen zum Einsatz digitaler Methoden in Ausbildungsprogrammen. Es wird wissenschaftliches Personal aus Niederösterreich, das einen neu entwickelten interprofessionellen Lehrgang organisiert, in seinem Umfeld befragt und beobachtet. Die Kursteilnehmer*innen (Studierende aus Bachelorprogrammen Diätologie, Gesundheitswesen, Physiotherapie, Pflege und Soziale Arbeit) erhalten nach dem Kurs einen Fragebogen, der ihre Eindrücke und Einschätzungen erfasst. Die erhobenen Daten werden einer Inhaltsanalyse unterzogen und liefern die Grundlage dafür, die Forschungsfragen mit inferenzstatistischen Methoden zu beantworten.
Ergebnis
Das Hauptergebnis des Projekts ist eine Workflow-Visualisierung, die darlegt wie man digitale Methoden bei Ausbildungen im Gesundheitswesen sinnvoll einsetzt. Zusätzlich beschreibt eine Prozesslandkarte, welche Schritte Kurskoordinator*innen (Lehrende, die in enger Kommunikation mit der Verwaltung, dem Lehrkörper, und der Institutions- und Programmleitung stehen) setzen sollten, um ein Ausbildungsprogramm mit Hilfe von digitalen Methoden erfolgreich abzuwickeln. Daten, die zeigen, wie die Studierenden den Einsatz digitaler Methoden bei der Kursgestaltung wahrnehmen sind ein weiteres Ergebnis des Projektes. Die Erkenntnisse daraus werden auf die Theorie zurückwirken, Einfluss auf die weitere praktische Umsetzung haben und Hürden aber auch Vorzüge und begünstigende Faktoren sichtbar machen. Das Projekt lotet also das Potenzial digitaler Methoden in der Gesundheitsausbildung aus und verdeutlicht, wie und wo solche Methoden sinnvoll angewendet werden können.
Fördergeber
Der Inhalt repräsentiert nicht notwendigerweise die Sichtweise des Landes Niederösterreich oder der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich als Förderstelle. Weder das Land Niederösterreich noch die Förderstelle können daher für den Inhalt verantwortlich gemacht werden.
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Senior Researcher Institut für Gesundheitswissenschaften
Department Gesundheit
- Evanthia Sakellari /University of West Attica [Griechenland]