Citizen Science Projekt, um (post)migrantischen Gruppen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und die Diversität in der Gesellschaft besser abzubilden. Vorschaubild Copyright: Georg Traska.
Hintergrund
In den österreichischen Archiven und Oral-History-Sammlungen (Sammlung mündlicher Überlieferungen) sind die migrantischen und postmigrantischen Gruppen sowie die Sprachen von Einwander*innen stark unterrepräsentiert. Dies trägt zur Reproduktion eines nationalen „Leitdiskurses“ bei, welcher der Diversität der Gesellschaft nicht gerecht wird.
Projektinhalt
In dem Projekt führen Schüler*innen der 9. bis 12. Schulstufe lebensgeschichtliche Oral-History-Interviews mit Vertreter*innen der Großelterngeneration in deren Herkunftssprachen oder auf Deutsch durch – nach Wahl der Interviewten. Dafür wurden acht Schulen in Wien und Niederösterreich mit einem hohen Anteil an postmigrantischen Schüler*innen ausgewählt.
Schüler*innen als Kontaktpersonen zu ihren Großeltern heranzuziehen, erleichtert den Zugang zu Interviewpartner*innen, die sonst schwer für die Forschung erreichbar wären. Außerdem ermöglicht dieses Vorgehen, die soziale oder institutionelle Selektion in Hinblick auf die migrantischen Communities zu minimieren.
Die Achse Schüler/innen-Großeltern dient nicht nur der intergenerationelle Gedächtnisproduktion, sondern rückt auch die Mehrsprachigkeit der Schüler/innen in den Blick, weil die Jugendlichen aus dem deutschsprachigen Raum der Schule heraus die Großeltern in deren Herkunftssprachen interviewen und Teile der Interviews ins Deutsche übersetzen.
Methode
Die Schüler*innen werden darüber aufgeklärt, warum sozialen Repräsentativität historischer Quellen wichtig ist, und mit der Methode der Oral History vertraut gemacht. Sie entwickeln die Fragen selbst und führen auch die teilnarrativen Audiointerviews in Kleingruppen selbständig durch. Sie setzen sich produktiv mit der eigenen Mehrsprachigkeit auseinander und trainieren Praktiken des Übersetzens.
Es entstehen Tonaufzeichnung von rund 70 lebensgeschichtlichen Interviews mit Migrant*innen in mindestens 15 bis 20 Sprachen. Die Interviews und die Übersetzungen werden (als Beitrag zu einem österreichischen “Archiv der Migration) in der Österreichischen Mediathek archiviert und in einer Webausstellung präsentiert.
Die übersetzten Interviews werden historisch-narratologisch nach Schwerpunktsetzungen sowie Konzepten und Motiven von „Migrationserfahrung“ im intergenerationellen Setting analysiert. Unterstützt durch teilnehmende Beobachtung werden die kognitiven Erfahrungen der Schüler*innen zwischen Vorwissen, Erwartungen und narrativer Entfaltung im Interview untersucht. Zusätzlich werden die Interviewaufnahmen als Austragungsorte von Mehrsprachigkeit soziolinguistisch ausgewertet.
Weitere Informationen auf den Webpages des OEAD und der Akademie der Wissenschaften
Dieses Projekt wird von der Forschungsförderungsschiene Sparkling Science und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördert.
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Department Soziales
Johanna Zechner
Johannes Kapeller (Österreichische Mediathek)
- Österreichische Mediathek
- Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Abendgymnasium Wien
- BORG 3 Wien
- HAK/HAS Wiener Neustadt
- HLW 19 Wien
- Islamische Fachschule für soziale Bildung, Wien
- JBBZ Jüdisches Berufsbildungszentrum, Wien
- Komenský Schulverein, Wien
- Wirtschaftsschulen Franziskanerinnen, Amstetten