GEMSORG – Gemeinsam sorgen: Das Potenzial von Care-Räten

Kommunale „Care Räte“ zur partizipativen Entwicklung von Lösungen für Care-Anliegen/ und zur ko-kreativen Entwicklung von neuen Unterstützungsstrukturen.

Hintergrund

Viele Gemeinden in Österreich kämpfen damit, Sorge-, Betreuungs- und Pflegetätigkeiten nachhaltig sicherzustellen. Diese Care-Krise (der englische Begriff „Care“ steht für diese Tätigkeiten) drückt sich in Versorgungslücken und in der Überlastung von An- und Zugehörigen wie auch von professionellen Pflege- und Betreuungspersonen aus. Zudem werden Sorgebedürftigkeit oder auch umfangreiche Sorgeaufgaben oft als individuelles Schicksal gesehen. Ein Folge davon ist, dass sich Betroffene alleingelassen und überfordert fühlen. Die Überwindung der Care-Krise erfordert tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen und einen Schulterschluss unterschiedlicher Akteur*innen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.

Projektinhalt und Ziele

Das Projekt Care-Rat widmet sich der Suche nach wegweisenden Lösungen für

  • eine angemessene Versorgung von Pflege- und Betreuungsbedürftigen
  • die Verbesserung von Bedingungen für Pflege- und Betreuungspersonen
  • eine gerechtere Aufteilung von Betreuungstätigkeiten zwischen den Geschlechtern.

Damit das gelingt braucht es zum einen die aktive Mitarbeit aller Interessensgruppen, zum anderen muss die Aushandlung und die Gestaltung von Sorgearrangements nicht nur ein Anliegen der direkt Betroffenen sondern der gesamten Gesellschaft werden. Passende Lösungen lassen sich am besten, so die zentrale Ausgangsthese des Projekts, in Verhandlungs- und Entwicklungsprozessen erreichen an denen alle Beteiligten mitwirken.

Methode

Im Projekt wurden Bürger*innen und andere relevante Akteur*innen aus den Bereichen Gesundheit, Pflege und soziale Arbeit sowie der Politik zu einem einen kommunalen "Care-Rat" in der Gemeinde Kaltenleutgeben zusammen gebracht. Das Konzept des „Care-Rates“ baut auf Überlegungen von Gabriele Winker auf, wurde jedoch für das Projekt weiterentwickelt und hat zum Ziel, demokratische Beteiligungsprozesse zu institutionalisieren. Dabei wird es einer Vielzahl von Akteur*innen und Betroffenen ermöglicht, gemeinsam über grundlegende Rahmenbedingungen und Prozesse nachzudenken und ko-kreative Lösungen für die nötigen Unterstützungsstrukturen zu entwickeln.

Konkret haben sich etwa zwanzig Personen aus Kaltenleutgeben zu einem Care-Rat getroffen und gemeinsam überlegt: 

  • Wie können wir gut füreinander sorgen?
  • Welche Probleme und Fragen gibt es?
  • Welche Angebote gibt es und was fehlt?
  • Welche (neuen) Lösungen fallen uns ein?

Dabei entstanden neue Idee und Lösungsansätze. Gleichzeitig wurden Konzept und Veränderungspotenzial eines „Care-Rats“ in Form eines Pilotprojekts ausgelotet. Die angewandten Methoden zielen dabei nicht auf kurzfristige Lösungen ab, sondern sind darauf ausgerichtet nachhaltige Veränderungen zum Besseren auf den Weg zu bringen.

Ergebnis

In dem vorliegenden Projekt haben sich Personen aus der Gemeinde Kaltenleutgeben zu einem Care-Rat zusammengefunden. Dieser ermöglichte eine breite Diskussion zum Thema Versorgung von Pflege- und Betreuungsbedürftigen und hat soziale Innovationen angestoßen. Bürger*innen, Betroffene und Interessensgruppen haben ihre Bedürfnisse miteinander geteilt und sie an Entscheidungsträger*innen herangetragen.

Im Zuge des Projektes konnte außerdem erforscht werden, wie gut Modell und Methoden eines solchen Care-Rats in der Praxis funktionieren, welche Chancen er bietet, welche Herausforderungen zu überwinden sind und wo er an Grenzen stößt. Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse werden 2024 in weiteren Gemeinden „Care-Räte“ stattfinden.

Zusätzliches Informationsmaterial

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FH-Dozentin
Department Soziales
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
M: +43/676/847 228 554
Externe Projektleitung
Emma Dowling (lead)
Externe MitarbeiterInnen
Sarah Bretschko
Franziska Vesenmaier
PartnerInnen
  • Universität Wien (lead)
  • Gemeinde Kaltenleutgeben
Finanzierung
Ludwig Boltzmann Gesellschaft (PPIE EXPLORATION)
Laufzeit
01.06.2023 – 01.01.2024
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung