Kriterien und Empfehlungen für mehr Partizipation im österreichischen Gesundheitswesen.
Hintergrund
Studien zu Bürger*innen- und Patient*innenbeteiligung unterstreichen die Bedeutung von Partizipation als Möglichkeit für die Entwicklung von Verbesserungen im österreichischen Gesundheitssystem. Auch in Österreich hat die Beteiligung von Patient*innen und Bürger*innen , nicht zuletzt aufgrund des hohen Organisationsgrads von Interessens -und Selbsthilfegruppen, großes Potential, ist allerdings derzeit noch wenig systematisch entwickelt. Um dies voranzutreiben gilt es vor allem gute Wege zu finden, um die unterschiedlichen und vielfältigen Interessen und Problemlagen zu bündeln und das Interesse von Entscheidungsträger*innen, Ergebnisse aus partizipativen Verfahren aufzunehmen, zu stärken.
Projektinhalt und Ziele
Übergeordnetes Ziel der Machbarkeitsstudie „Bürger*innen- und Patient*innenpartizipation im Österreichischen Gesundheitswesen“ war es, konkrete Empfehlungen zu entwickeln, damit unterschiedlichen Patient*inneninteressen systematischer und kontinuierlicher in die Gestaltung des Gesundheitswesens eingebunden werden. Dabei wurde erhoben, wo und wie wirksame Hebel anzusetzen sind, um einer umfassenderen Bürger*innen- und Patient*innenbeteiligung im österreichischen Gesundheitswesen bundesweit zum Durchbruch zu verhelfen.
Zentrale Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, sind:
- Welche Individuen (Menschen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen, Angehörige etc.) und Gruppen (Interessensvertretungen, Selbsthilfegruppen, Dachverbände etc.) werden eingebunden? Welche Ziele werden verfolgt und auf welcher Ebene werden sie umgesetzt?
- Welche Instrumente sollen eingesetzt werden? Welche Art von Unterstützung braucht es? Inwieweit kann auf vorhandenen Strukturen und Initiativen aufgebaut werden (Entwicklung der Gesundheitsziele zur Pflegereform, Weiterentwicklung spezifischer Strategien)? Wie können Prozesse und Abläufe gebündelt und systematisiert werden?
Methode
Die Erkenntnisse vorangegangener Arbeiten zur Bürger*innen und Patienten*beteiligung lieferten die Ausgangsbasis für das Projekt. Aktuelle Entwicklungen der letzten Jahre in Österreich wurden analysiert und darauf aufbauend ein Set von Kriterien für partizipative Prozesse entwickelt. Als wesentliche Eckpfeiler wurden Repräsentanz, Verbindlichkeit, Transparenz, sowie Fragen zu Struktur, Organisation und Finanzierung identifiziert. Die Kriterien wurden in einem kollaborativen Forschungsprozess gemeinsam mit Partizipations-Expert*innen und Patient*innen-Vertreter*innen diskutiert und konkretisiert. Die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse bildeten die Grundlage für zentrale Prinzipien und Empfehlungen zur Weiterentwicklung einer österreichweiten Bürger*innen- und Patient*innenpartizipation im Gesundheitswesen.
Ergebnis
Aus den Ergebnissen der Studie können mehrere Prinzipien und Empfehlungen abgeleitet werden:
- Sicherstellung eines inklusiven und intersektionalen Zugangs zu Partizipationsprozessen. Die Schwelle sich zu beteiligen muss niedrig sein sowie unterschiedliche Lebenslagen und Perspektiven von Bürger*innen und Patient*innen (z.B., Menschen mit Behinderung, armutsbetroffene Menschen, Kindern etc.) müssen Berücksichtigung finden.
- Unterstützung des Aufbaus von Kapazitäten (capacity building) auf allen Ebenen und für alle involvierten Personen (finanziell, inhaltlich und organisatorisch).
- Etablierung nachhaltiger Prozesse und Strukturen, die laufend an neue Gegebenheiten angepasst werden.
- Aufbau einer Dachorganisation bzw. eines umfassenden Netzwerks von Selbsthilfeverbänden und Interessensvertretungen als stabile, offene und inklusive Struktur für Austausch, Vernetzung und für die Planung/Abstimmung gemeinsamer Vorgangsweisen.
- Kollaborative Entwicklung eines virtuellen Überblick-Portals, wo alle Selbsthilfegruppen und -verbände gelistet sind und Informationen über laufende, geplante und abgeschlossen Partizipationsprozesse und –projekte abgerufen werden können.
- Einrichtung eines mit einer umfassenden Partizipationsagenda beauftragten und auf Dauer angelegten Gremiums, das die laufende Weiterentwicklung, Planung, und Evaluierung von Partizipationsprozessen im Gesundheitswesen sicherstellt. Darin sollen Mitglieder aus Verwaltung und Politik sowie Interessens- und Selbsthilfegruppen vertreten sei. Außerdem soll das Gremium durch eine entsprechende, gut ans zuständige Ministerium angebundene, Abteilung unterstützt werden, die für eine ressortübergreifende Koordinierung von Partizipationsprozessen sorgt.
Priorisierung und Konkretisierung der erarbeiteten Empfehlungen sind Thema eines Folgeprojektes.
Detaillierte Informationen zu der Studie sind hier zu finden: Machbarkeitsstudie
Ein Überblick über die Inhalte als Präsentation findet sich hier: Präsentation
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Department Soziales