YCSAD

Hintergrund

Mit dem Aufkommen der neuen Kommunikationstechnologien hat sich die Art und Weise, wie Informationen geteilt werden, grundlegend verändert. Inhalte können sehr viel schneller erstellt und verbreitet werden als auf traditionellen Kommunikationswegen. Davon profitieren Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Schattenseite ist allerdings, dass Desinformation ebenfalls leichter verbreitet werden kann. Desinformation ist, ähnlich wie Fehlinformation, inhaltlich falsch oder ungenau, führt aber absichtlich in die Irre und verfolgt das Ziel, Schaden zu verursachen oder sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen. Diesen neuen Formen der Manipulation und Täuschung ist schwer beizukommen, da traditionelle Mitteln der Faktenprüfung nicht greifen. Einzelpersonen und Fachleute auf die Erkennung und Bekämpfung von Desinformation zu schulen hat zwar bereits Früchte getragen, aber es sind zusätzliche innovative Lösungen erforderlich.

Projektinhalt

Die derzeitige Forschung zu Desinformation betrachtet junge Erwachsene vorwiegend als passive Konsument*innen von Webinhalten und unterschätzt dabei ihre Autonomie und ihre Fähigkeit, eigenständig Strategien zum Umgang mit Desinformation zu entwickeln. In dem Projekt „Young Citizen Scientists Against Disinformation“ (YCSAD) beschreiten wir hier einen anderen Weg. Wir machen junge Erwachsene zu Citizen Scientists („Bürger*innenwissenschaftler“) und nutzen ihr Know-how und ihre Erfahrungen, um den Untersuchungsgegenstand breiter als bisher zu beleuchten.

Ziele

Die Hauptziele des Forschungsprojekts YCSAD sind:

  • Einblicke in das Thema Desinformation zu gewinnen, indem die Perspektive von jungen Erwachsenen miteinbezogen wird. Das erscheint deshalb vielversprechend, weil junge Erwachsene an vorderster Front bei der Nutzung digitaler Medien stehen und ihre Erfahrungen und Bewältigungsstrategien eine Bereicherung bei der Entwicklung von Lösungen zur Bekämpfung schädlicher Online-Inhalte sein können.
  • Mit Hilfe der Beiträge von Citizen Scientists den Grundstein für eine Desinformationsinfrastruktur oder -plattform zu legen. Dafür ermittelt das Projektteam gemeinsam mit den Citizen Scientists, was jungen Erwachsenen im Umgang mit Desinformation hilft.
  • Die Fähigkeiten von jungen Menschen, mit (Des)Information kritisch umzugehen, weiter auszubauen. Sensibilisierung, Wissensvermittlung und der Austausch mit anderen jungen Erwachsenen sind die Eckpfeiler dieser Anstrengungen.
  • Einen fruchtbaren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu ermöglichen. Junge Erwachsene lernen etwas über das wissenschaftliche Arbeiten und die Wissenschaftler*innen lernen etwas über die Erfahrungen junger Erwachsener mit Desinformation.

Methoden

Das YCSAD-Projekt bedient sich qualitativer Methoden aus den Sozialwissenschaften sowie Design-Thinking-Methoden. Über die gesamte Projektlaufzeit besteht ein enger Austausch zwischen dem Projektteam und den jungen Erwachsenen in ihrer Rolle als Citizen Scientists (CS). Das beginnt bei der Planung von Forschungsinhalten und der Konzeption und geht bis hin zu Design, Entwicklung und Evaluierung. Die CS nehmen an Interviews und Workshops teil und sind in die Arbeit mit Fokusgruppen involviert. Das ermöglicht es dem Forschungsteam, einen umfassenden Einblick in die Perspektive und die Bedürfnisse der Zielgruppe zu erhalten. Um eine hohe Benutzer*innenfreundlichkeit sicherzustellen, finden in allen Phasen Testschleifen statt.

Drei weiterführende Schulen in Niederösterreich unterstützen das Projekt als Partner. Die CS führen ihre wissenschaftliche Arbeit vor Ort in ihrem Umfeld in den Klassenzimmern durch. Außerdem werden Vermittler*innen ernannt, welche bei der Kommunikation zwischen Forscher*innen und CS unterstützen. Um die Datenqualität hoch zu halten, sind allerdings hauptsächlich die  Forscher*innen mit Datenerhebung und Datenanalyse befasst. Die CS sind lediglich an der Interpretation der Daten beteiligt. In regelmäßigen Diskussionsrunden werden die Projektdaten validiert und in Perspektive gesetzt.

Zusammenfassung

Studien über die Auswirkungen von Desinformation auf Jugendliche konzentrieren sich meist auf Schutzmaßnahmen oder Zugangsbeschränkungen. Nur wenige Arbeiten gehen darüber hinaus und nehmen die Perspektive junger Nutzer*innen in den Blick. Im YCSAD-Projekt schließen wir diese Lücke und stellen nicht nur die Bedürfnisse und Erfahrungen junger Menschen ins Zentrum der Untersuchungen, sondern richten das Augenmerk auch auf jene Strategien, die sie selbst beim Umgang mit Desinformation anwenden. Durch die aktive Einbeziehung junger Erwachsener als Citizen Scientists verschaffen wir ihnen mehr Gehör, erweitern das Verständnis von Wissenschaftler*innen für ihre Situation und machen sichtbar, über welche Fähigkeiten sie verfügen.

Neben den traditionellen wissenschaftlichen Kanälen legen wir auch großen Wert auf die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Wir möchten unsere Citizen Scientists dazu ermutigen, als Multiplikator*innen unter ihren Altersgenossen zu fungieren.

Projektpartner

Fördergeber

Sie wollen mehr wissen? Fragen Sie nach!

Researcher Institut für IT Sicherheitsforschung
Department Informatik und Security
Arbeitsplatz: B - Campus-Platz 1
Externe Projektleitung
Bettina Pospisil, BA MA (lead)
Externe MitarbeiterInnen
Anna-Sophie Novak
Assoz. Prof. Mag. Dr. Walter Seböck, MAS MSc
PartnerInnen
  • Universität für Weiterbildung Krems/UWK (lead)
Finanzierung
GFF (FTI-Citizen-Science 2023)
Laufzeit
01.07.2024 – 30.12.2026
Projektstatus
laufend
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Institut für Creative\Media/Technologies
Institut für IT Sicherheitsforschung