AlertnessControl - Risikobasiertes Handeln

Maßnahmen zur Aufmerksamkeitsüberwachung und -steigerung in Betriebsführungszentralen

(Tages-)Schläfrigkeit stellt bei überwachenden Tätigkeiten ein besonderes Risiko dar. Im Rahmen des Projektes AlertnessControl wird ein System entwickelt, das prototypisch auf einem Tablet installiert ist und einerseits den aktuellen Grad der Aufmerksamkeit mittels erprobter Tests in wenigen Minuten misst und andererseits eine individualisierte Empfehlung hinsichtlich auszuführender aufmerksamkeitssteigernder Maßnahmen abgibt. Eingesetzt werden sowohl aktivierende (aktive Pausengestaltung) als auch deaktivierende (Napping, Tiefenentspannung) Methoden zur Steigerung der Aufmerksamkeit. Die Effektivität des Tools (Messung der Aufmerksamkeit), der aktivierenden und deaktivierenden Maßnahmen wird mit einem physiologischen, nicht bewusst beeinflussbaren Messverfahren (Pupillographischer Schläfrigkeitstest, Pupillograph F2D2) evaluiert.

Hohe MitarbeiterInnenbelastung in Betriebsführungszentralen

Bedingt durch Schichtdienste sowie eine lange durchgehende Arbeitszeit von zwölf Stunden ist die Belastung der MitarbeiterInnen in Betriebsführungszentralen sehr hoch. Insbesondere bei Abweichung vom Regelbetrieb werden hohe psychische Anforderungen an das Personal gestellt, da der automatisierte Betrieb dann (teilweise) manuell geregelt werden muss, was unweigerlich risikobasiertes Handeln mit sich bringt. (Tages-)Schläfrigkeit stellt bei überwachenden Tätigkeiten ein besonderes Risiko dar. Im Fokus des Projektes steht der Arbeitsplatz der FahrdienstleiterIn-Stellbereich (FDL-STB), da diese/r sicherheitsrelevante Handlungen setzen kann und sich Hypovigilanz bzw. Einbußen in der Beurteilungs- und Entscheidungsleistung sowie Informationsverarbeitung besonders gravierend auswirken können.

Projektziel

Ziel des Projektes AlertnessControl ist es, arbeitspsychologisch relevante, technische und allenfalls auch organisatorische Maßnahmen zu entwickeln, die dazu beitragen, den aktuellen Grad der Wachsamkeit des Personals festzustellen, die Aufmerksamkeit zu erhöhen und im Bedarfsfall zu warnen. Weiters werden aus den Erkenntnissen Empfehlungen im Hinblick auf Rekrutierung und Ausbildung abgeleitet.

Im Rahmen des Projektes wird ein System zur Erfassung der Aufmerksamkeit in Abhängigkeit der betrieblichen Einflüsse entwickelt. Es handelt sich um eine Software, die prototypisch auf einem Tablet installiert ist und am Arbeitsplatz aufliegt. Kernstück sind erprobte und nachweislich funktionierende Tests (psychomotorischer Vigilanztest, Stanford Schläfrigkeitsskala) mit welchen in einem Zeitraum von ca. vier Minuten die Aufmerksamkeit bzw. der subjektive und objektive Grad der Schläfrigkeit festgestellt werden können. Der Test wird so eingestellt, dass der Zeitpunkt in Abhängigkeit der planmäßigen bzw. theoretischen Arbeitsbelastung gewählt wird. Es besteht jedoch jederzeit die Möglichkeit, den Test abzulehnen oder zu ignorieren und zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. In Abhängigkeit der situativ erfassten Aufmerksamkeit wird eine individualisierte Empfehlung hinsichtlich auszuführender aufmerksamkeitssteigernder Maßnahmen abgeben, die auch die auf die Person noch zukommende Workload berücksichtigt. Es werden sowohl aktivierende als auch deaktivierende Methoden eingesetzt, um Schläfrigkeit zu reduzieren und Aufmerksamkeit zu erhöhen. Als aktivierende Pausengestaltung werden MFT-Trainingsgeräte eingesetzt. Als deaktivierende Methoden werden Napping bzw. Tiefenentspannungsverfahren angewandt.

Tool für "Fitness-for-Duty"

Damit wird den FahrdienstleiterInnen ein Tool zur Verfügung gestellt, das ihnen hilft, den jeweiligen Grad der Aufmerksamkeit bzw. Wachheit besser einschätzen zu können, über die Dienstschicht effizienter „einzuteilen“ und gezielt dann abrufen zu können, wenn Bedarf da ist. So kann auch jederzeit „Fitness-for-Duty“ erhoben werden. Die Effektivität des Tools (Messung der Aufmerksamkeit), der aktivierenden (Licht, aktive Pausengestaltung) und deaktivierenden (Napping, Tiefenentspannung) Maßnahmen wird mittels Pupillographischen Schläfrigkeitstest (Pupillograph F2D2) evaluiert. Dieses Verfahren zeichnet sich durch den hohen Objektivitätsgrad aus, da es sich um ein physiologisches nicht bewusst beeinflussbares Messverfahren handelt. Vorgesehen ist der Einsatz am Arbeitsplatz FahrdienstleiterIn-Stellbereich. Das System ist in der Folge auch auf andere Arbeitsplätze anpassbar. Das Tablet wird zu Verfügung gestellt, die Teilnahme der Probanden erfolgt auf freiwilliger Basis.

Publikationen

PartnerInnen
  • TU Wien: Institut für Verkehrswissenschaften, Forschungsbereich für Eisenbahnwesen, Verkehrswirtschaft und Seilbahnen
  • Preventconsult
  • Netwiss
Finanzierung
Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in der Ausschreibung Mobilität der Zukunft – VIF 2014
Laufzeit
01.09.2015 – 28.02.2017
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Forschungsgruppe Media Computing
Institut für Gesundheitswissenschaften