BAKOM - Gegenwart und Zukunft von nationalen Nachrichtenagenturen in europäischen Kleinstaaten unter der besonderen Berücksichtigung der Keystone-SDA

Untersucht, wie europäische Nachrichtenagenturen arbeiten und welche Aspekte für sie in Zukunft wichtig werden.

Hintergrund

Seit 1894 fungiert die SDA (heute Keystone-SDA) als schweizweiter Informationsdienstleister. Keystone-SDA beschäftigt derzeit rund 180 Mitarbeitenden und liefert Nachrichten in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch. Bis vor wenigen Jahren haben fast alle Medien von den Leistungen der Agentur Gebrauch gemacht, aber seit einiger Zeit zeichnen sich Änderungen ab. Die CH Media, eines der großen Medienkonsortien in der Schweiz, setzt seit 2020 auf eigene Lösungen und verzichtet auf die Dienste der Keystone-SDA. Seit 2021 nehmen außerdem 20Minuten, NZZ und einige weitere kleinere Medien die Dienste der SDA nur noch partiell oder gar nicht mehr in Anspruch. Auch sie wollen künftig mit In-house-Agenturen oder mit speziellen Tools die Leistung der Keystone-SDA ersetzen. Mit dem Ausstieg vieler Medienhäuser ist die Zukunftsfähigkeit der Keystone-SDA in Frage gestellt, zumal die Agentur durch öffentliche Gelder unterstützt wird. Die Arbeitsgruppe Journalismus der Eidgenössischen Medienkommission EMEK geht daher der Frage nach, wie diese Trends die Medienlandschaft verändern.

Projektinhalt

Im Projekt soll die Gegenwart und Zukunft von nationalen Nachrichtenagenturen in europäischen Kleinstaaten unter der besonderen Berücksichtigung der Keystone‐SDA untersucht werden.

Für die vorliegende Untersuchung wurden sechs europäische Nachrichtenagenturen ausgewählt, die in Märkten agieren, deren Größe mit jenem der Schweiz vergleichbar ist: die finnische STT, die belgische Belga, die norwegische NTB, die britisch‐irische PA Media Group, die österreichische APA und die schweizerische Keystone‐SDA. In diesen Ländern gibt es eine große Nachrichten‐Vollagentur, die redaktionell unabhängig ist und im privaten (also nicht‐staatlichem) Eigentum steht. Ausnahmen sind Keystone-SDA und NTB, die von der öffentlichen Hand durch Presseförderung oder Innovationszuschüssen unterstützt werden.

Methode und Ziele

Mit Hilfe von Expert*inneninterviews mit Personen aus dem Management Board der sechs ausgewählten Nachrichtenagenturen und einem Experten aus den Reihen der Nachrichtenagentur‐Netzwerke, der Auswertung von Geschäftsberichten und Finanzkennzahlen der Agenturen sowie einer Literaturrecherche sollen u.a. folgende Fragen untersucht werden:

  • Welche Vor- und Nachteile haben bestehende und zukünftige Eigentumsverhältnisse von nationalen Nachrichtenagenturen?
  • Wie rentabel sind die Basisdienste und kommerziellen Zusatzdienstleistungen der Nachrichtenagenturen?
  • Wie entwickeln sich die Angebote und Portfolios der Agenturen? Wie sehen Kunden- und Einnahmestrukturen aus?
  • Welche Herausforderungen gibt es und welche Rolle nehmen Staat und Politik ein?
  • Was sind besondere Innovationen und Kooperationen in Nachrichtenagenturen?

Das Projekt soll Aufschluss darüber geben, wie Nachrichtenagenturen arbeiten und welche Wege, wie zum Beispiel Kooperationen, Innovationen oder Portfolio Erweiterungen, eingeschlagen werden können, um auch in Zukunft bestehen zu können. Vor allem die Sicherung der Unabhängigkeit ist dabei ein klares Ziel der Nachrichtenagenturen.

Ergebnis

Weltweit befinden sich rund 75% der Nachrichtenagenturen im Staatsbesitz. Unabhängig sind nur 17. Neben den drei globalen Agenturen sind dies 10 nationale Agenturen in Europa (nämlich die Mitglieder der Vereinigung Group 39) sowie Nachrichtenagenturen in Kanada, Indien, Japan und Australien. Neben den hier ausgewählten Agenturen zählen auch die niederländische ANP, die deutsche dpa, die dänische ritzau und die schwedische TT zu den unabhängigen Agenturen. In allen ausgewählten Nachrichtenagenturen arbeiten unabhängige Redaktionen täglich daran, demokratische Werte ohne Einflussnahmen von außen hochzuhalten.

Ihre Unabhängigkeit sichern sich die untersuchten Nachrichtenagenturen auf unterschiedliche Weise. Allen voran spielen technologische Entwicklungen wie Automated Content, Speech-to-Text-Verfahren oder die Verwendung von Algorithmen eine zentrale Rolle. Auch datenbasierte Geschäftsmodelle im Sportbereich oder Kooperationen mit anderen Agenturen werden als wichtige Mittel gesehen, um weiterhin selbstständig und unabhängig arbeiten zu können.

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Studiengangsleiterin Medienmanagement (BA)
Stellvertretende Forschungsgruppenleiterin
Forschungsgruppe Media Business
Institut für Creative\Media/Technologies
Mitglied des Kollegiums 2023 bis 2026
Department Medien und Digitale Technologien
Arbeitsplatz: A - Campus-Platz 1
T: +43/2742/313 228 422
M: +43/676/847 228 422

Publikationen

Grüblbauer, J., Bezensek, S., & Edlinger, A. (2021). Gegenwart und Zukunft von nationalen Nachrichtenagenturen in europäischen Kleinstaaten unter der besonderen Berücksichtigung der Keystone‐SDA [Im Auftrag der Eidgenössischen Medienkommission (EMEK)]. EMEK. https://www.emek.admin.ch/de/themen/journalismus/
MitarbeiterInnen
Studierende
Aurelia Edlinger
Finanzierung
Auftragsforschung/ Bundesamt für Kommunikation BAKOM Schweiz
Laufzeit
01.05.2021 – 31.07.2021
Projektstatus
abgeschlossen
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Forschungsgruppe Media Business
Institut für Creative\Media/Technologies