DACIO - Digital Automated Coupling in Infrastructure Operations

Schritte zur Realisierung eines weitgehend automatisierten Kupplungs- und Rangierbetriebs im Schienengüterverkehr.

Hintergrund

Die Schwachstellen des europäischen Schienengüterverkehrs liegen in den langen Transportzeiten und der geringen Flexibilität. Insbesondere der Wagenladungsverkehr (Güterwagen verschiedener Versender und Empfänger werden über Rangiermanöver umgruppiert und zusammengestellt) könnte von einer Automatisierung und Digitalisierung der betrieblichen Abläufe profitieren, denn die derzeit vorherrschende Praxis Rangierarbeiten über Schraubkuppelungen händisch durchzuführen ist zeit- und kostenintensiv und zudem gefährlich. Alternativen zur Schraubenkupplung sind bereits in Erprobung (z.B. europäische Initiativen, Projekte in Deutschland sowie Erfahrungen mit automatisierten Kupplungssystemen in der Schweiz) und diese Bemühungen sollen schlussendlich in einer EU-weiten Einführung einer Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) münden.

Projektinhalt

Eine nachhaltige Entwicklung der Güterversorgung, welche die negativen Auswirkungen auf die Umwelt minimiert, kann nur mit einer Verschiebung des Modal Split (Verteilung des Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsträger) zugunsten der Schiene erzielt werden. Die Kapazitäten, die Produktivität und die Qualität im Schienengüterverkehr zu steigern, erfordert allerdings Innovationen, denn der Bahntransport leidet massiv unter rückständiger Technik und einem Mangel an Fachkräften. Rangierpersonal ist im gesamten EU-Raum nur mehr schwer zu rekrutieren. Der Einsatz von moderner Technik kann aber Abhilfe schafften. Die Zugbildung (Zusammenstellung von Wagons) mittels Digitaler Automatischer Kupplung (DAK) würde weniger Personal erfordern und es ermöglichen die Abläufe im Schienengüterverkehr zu optimieren und straffen. Dieses Vorhaben voranzubringen ist das Hauptziel des vorliegenden Projektes.

Ziele und Methodik

Das Konsortium DAC4EU hat sich zum Ziel gesetzt, Züge in ganz Europa mit automatischen Kupplungssystemen auszustatten. In dem vorliegenden Projekt sollen die Auswirkungen einer DAK-Implementierung für das österreichische Schienen-Güterverkehrssystem herausgearbeitet und die Grundlagen für eine erfolgreiche Umsetzung geschaffen werden. DAC4EU erprobt verschiedene DAK-Prototypen und wird Testfahrten mit Zügen durchführen, um die Praxistauglichkeit solcher Systeme zu prüfen. Dieses Projekt knüpft hier an und untersucht, welche es Hürden es bei der technischen Umsetzung zu überwinden gilt, welche Auswirkungen sich auf den Fahrbetrieb und die betriebliche Abläufe generell aber auch auf die Arbeitssicherheit und geänderten Anforderungen an die Mitarbeiter*innen ergeben. Langfristiges Ziel ist es die gesamte Abwicklung und die Vorgänge rund um das Kuppeln und Entkuppeln – das Abstoßen, Ausreihen, Umreihen, Feinreihen usw. – so zu automatisieren, dass das gesamte Prozedere von einer Person allein bewältigt werden kann. Eine derartige Umstellung geht mit Veränderungen bei der Infrastruktur und der Ausstattung der Bahnhöfe und Züge einher. Es sind daher Überlegungen notwendig, inwieweit die Infrastruktur erweitert werden muss, was Züge an zusätzlicher Ausrüstung brauchen und was nicht mehr gebraucht wird. Außerdem sind Konzepte, Konstruktionen, numerische Simulationen und letztendlich Labordemonstratoren für automatisiertes Entkuppeln, Sichern, Bremsen, Entlüften, die automatisierte Bremsprobe, etc. zu entwickeln und Schnittstellen hinsichtlich Energie- und Datenanbindung zu definieren. Daneben sind eisenbahnspezifische Normen und Regelwerke an die Neuerungen anzupassen.

Ergebnis

Die wissenschaftlichen Partner FH Oberösterreich, TU Graz, AIT und FH St.Pölten bauen im Rahmen des Projektes ihre Kompetenz in den Bereichen Technik, Betrieb und Produktion des Schienenverkehrs aus. Außerdem können sie sich im Bereich nachhaltige Mobilität (auch auf internationaler Ebene) als attraktiver Ausbildungs- und Forschungsstandort positionieren. Das Forschungsvorhaben trägt darüber hinaus wesentlich zu der ÖBB Technologiestrategie 2030, der ÖBB Sicherheitsstrategie und der ÖBB Klimaschutzstrategie 2030 bei. Mit dem zielgerichteten Einsatz neuer Technologien kommt es zu Steigerungen bei Kapazität, Produktivität und Qualität und es werden die Voraussetzungen für die angestrebte Marktanteilssteigerung gegenüber der Straße geschaffen. Für die Unternehmenspartner m-zero, Ulbrich und PJM stellen die Ergebnisse des Forschungsprojektes Impulse für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen dar. Siemens (assoziierter Projektpartner) wird durch die gewonnenen Erkenntnisse in die Lage versetzt, neue Technologien und veränderte Betriebsabläufe in die Entwicklung von Steuerungen für Verschiebebahnhöfe zu integrieren (in Österreich, aber auch europaweit). Die Berücksichtigung verschiedenster Aspekte und die enge Kooperation zwischen allen Projektpartnern und den beteiligten Stakeholdern im Güterwagenbereich sorgen dafür, dass bei zukünftigen Produktentwicklungen auf unterschiedliche Bedürfnisse eingegangen werden kann.

Mobilität der Zukunft – ist ein FTI-Programm des Bundesministeriums für Klimaschutz, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft  (FFG) abgewickelt wird.

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Institutsleiter Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung
Stellvertretender Studiengangsleiter Bahntechnologie und Mobilität (BA)
Lehrgangsleiter Seminare Bahntechnologie und Mobilität
Lehrgangsleiter Fachtrainer/in im Eisenbahnwesen (akad.)
Arbeitsplatz: Heinrich Schneidmadl-Straße 15
M: +43/676/847 228 664
PartnerInnen
  • ÖBB-Infrastruktur Aktiengesellschaft
  • AIT Austrian Institute of Technology GmbH
  • FH OÖ Forschungs & Entwicklungs GmbH
  • Fachhochschule St. Pölten ForschungsGmbH
  • m.ZERO OG
  • PJ Monitoring GmbH
  • Technische Universität Graz Institut für Maschinenbau und Betriebsinformatik
  • ULBRICH Maschinenbau- und Export-Import Betriebsg.m.b.H.
Finanzierung
FFG (Mobilität der Zukunft)
Laufzeit
01.09.2021 – 31.08.2024
Projektstatus
laufend
Beteiligte Institute, Gruppen und Zentren
Carl Ritter von Ghega Institut für integrierte Mobilitätsforschung