Gemeinsam mit Bürgerwissenschaftler*innen das ländliche Industrieerbe Niederösterreichs erkunden.
Hintergrund
Niederösterreich wird hauptsächlich als Agrarland wahrgenommen. Dass es im ländlichen Raum jedoch auch viele Industriebetriebe gab, wird oft übersehen. Tatsächlich finden sich in allen vier „Vierteln“ des Bundeslandes zahlreiche ehemalige kleinere Industriestandorte. Die Geschichte dieser Standorte ist bislang eher oberflächlich aufgearbeitet. Das vorhandene Material ist lückenhaft und nicht nach wissenschaftlichen Kriterien katalogisiert. Dadurch kommen die historische Bedeutung dieser Standorte und ihre Entwicklung nicht zur Geltung – vieles bleibt im Dunkeln. Mit dem vorliegenden Projekt ändern wir das: Wir holen das industrielle Erbe Niederösterreichs vor den Vorhang und zeigen welchen Stellenwert es für die lokale und regionale Identität hat.
Projektinhalt und Ziel
Es gibt lokale Museen und Archive, die das industrielle Erbe Niederösterreichs bewahren, doch ein Großteil des Materials ist weder katalogisiert noch online zugänglich. Oft ist auch unzureichend erfasst, wie die Industrialisierung das Umfeld an den Standorten verändert hat. Ähnliches gilt für die persönlichen Geschichten und Erinnerungen von Menschen, die Gemeinden mit Industriebetrieben gelebt und gearbeitet haben.
Um ein umfassendes Bild der niederösterreichischen Industriegeschichte zu zeichnen, ist das Wissen von Zeitzeug*innen unverzichtbar. Es gilt ihre Geschichten und Erfahrungen festzuhalten, bevor sie verloren gehen. Am besten gelingt das mit einem Citizen Science Ansatz, bei dem Bürger*innen selbst zu Wissenschaftler*innen werden. Wir forschen daher gemeinsam mit lokalen Forscher*innen und Mitgliedern der Gemeinden und erarbeiten Möglichkeiten, wie Wissen über das regionale Industrieerbe dokumentiert, aufbereitet, präsentiert und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.
Methoden
Wir arbeiten mit vier niederösterreichischen Organisationen (aus jedem Viertel eine jeweils) zusammen, die das historische Erbe der Industriestandorte bewahren. Wir greifen dafür auf etablierte Citizen-Science-Netzwerke zu und dokumentieren, katalogisieren und archivieren mit ihnen gemeinsam das vorhandene Material an den vier ausgewählten Standorten. Außerdem unterstützen wir bei der Veröffentlichung im Netz (z.B., über Topothek, Europeana,…).
Gemeinsam mit den Citizen Scientists arbeiten wir Forschungsfragen aus und entwickeln geeignete Methoden sie zu beantworten. In Interviews mit ehemaligen Mitarbeiter*innen erfahren wir mehr über den Arbeitsalltag, soziale Aspekte und die Lebensumstände an den jeweiligen Industriestandorten.
Die enge Zusammenarbeit der Wissenschaftler*innen mit den Citizen Scientists und Inklusion sind zentrale Elemente des Projekts. Ebenso wichtig ist Austausch zwischen den Generationen. Wir interessieren uns jedoch nicht nur für die Erfahrungen von Zeitzeug*innen, sondern bemühen uns auch, die nachfolgenden Generationen für das Thema zu interessieren und laden die unterschiedlichen Gruppen zum Dialog ein. Junge Menschen bekommen so einen tieferen Einblick in die eigene regionalen Kultur.
Die erworbenen Erkenntnisse werden über Workshops, Konferenzen und Hackathons vermittelt. Ein Buddy-System („Train the Trainers“) hilft dabei, neue Citizen Scientists zu gewinnen und zu schulen. Dass unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammen finden, sich austauschen und voneinander lernen, schärft das Bewusstsein für die historische Bedeutung der einstigen Industriestätten über die Projektlaufzeit hinaus.
Wirkung
Wir erforschen die historische Bedeutung von vier Industriestandorten in Niederösterreich und arbeiten dabei eng mit den Menschen vor Ort sowie mit lokalen Institutionen zusammen. Der breit angelegte Citizen Science Ansatz sorgt dafür, dass sich alle Beteiligten intensiv mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzen. Die gewonnenen Einsichten und das Wissen werden so nicht nur in den Gemeinden selbst stärker verankert, sondern wirken auch über die Gemeindegrenzen hinaus.
Die im Projekt entwickelten Methoden, Werkzeuge und Ergebnisse werden als Open-Access-Material frei zugänglich gemacht. Geplant sind Präsentationen beim Niederösterreichischen Museumstag, bei OpenGLAM, bei der European Researchers’ Night sowie weiteren geeigneten Formaten. Außerdem nutzen wir Topotheken und Plattformen wie wasbishergeschah.at, um die Projektergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Fördergeber
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Forschungsgruppe Media Creation
Institut für Creative\Media/Technologies
Department Medien und Digitale Technologien
- UWK Universität für Weiterbildung Krems (lead)
- Museumsmanagement NÖ
- Open Glam
- Institut für Studien des ländlichen Raums
- Verein "zur Zeit - Historischer Verein Weinsbergerwald"
- Museumsverein Hohenau an der March
- HITIAG- und Heimatmuseum Golling an der Erlauf
- Gesellschaft zur Förderung und Erforschung der niederösterreichischen Industriekultur im Viertel unter dem Wienerwald