Ein Extended-Reality-Trainingsprogramm zur Verbesserung der Resilienz von Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens.
Hintergrund
Die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen, die an stressbedingten Erkrankungen leiden, ist stark gestiegen. Gründe dafür sind die hohe Arbeitsbelastung, die hohen Anforderungen an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sowie das Arbeitsumfeld selbst.Die COVID-19-Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft und die Zahl psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen weiter erhöht. Solche Erkrankungen sind nicht nur ein persönliches Problem, sondern haben auch negative Auswirkungen, die zulasten der Patient*innen gehen.
Vor allem Pflegekräfte sind stark gefordert, da sie die ersten Ansprechpartner*innen der Patient*innen sind und den engsten Kontakt zu ihnen unterhalten. Darüber hinaus übernehmen sie körperlich anstrengende Aufgaben wie das Heben und Umlagern von Patient*innen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie weniger Autonomie als Ärzt*innen haben. Der daraus resultierende Stress und die moralischen Dilemmata, vor denen sie mitunter stehen, sind enorm belastend. Es ist daher dringend notwendig, die Situation von Beschäftigten im Gesundheitswesen zu verbessern.
Projektinhalt
Die Fähigkeit, schwierige und belastende Situationen ohne größere Beeinträchtigungen zu bewältigen, wird als Resilienz bezeichnet. Sie beruht zum Teil auf genetischer Veranlagung, kann jedoch durch den Erwerb von Techniken zur Emotionsregulation, die positive Neubewertung belastender Ereignisse (Reframing) oder eine gute Schlafroutine gestärkt werden. Kurz gesagt: Psychologische Interventionen können die Resilienz fördern.
In unserem Projekt nutzen wir XR-Technologien (Extended Reality), um Trainingsprogramme zu entwickeln, die die Resilienz von Pflegekräften erhöhen sollen. XR-Technologien ermöglichen es, eine Vielzahl von Situationen realitätsnah nachzustellen und Stressoren zu simulieren. Auf diese Weise können Betroffene passende Reaktionen einüben. Es ist uns außerdem ein Anliegen, derartige XR-Trainingsprogramme früh in der Karriere von Gesundheitsfachkräften einzusetzen. Bereits Pflegeschüler*innen sollen damit möglichst gut auf die Herausforderungen vorbereitet werden, die ihnen im Berufsleben begegnen werden.
Ziele
Das Hauptziel von XR2ESILIENCE ist es, mithilfe von XR-Technologien Trainingsprogramme für Beschäftigte im Gesundheitswesen zu entwickeln. Diese Programme bereiten auf eine Vielzahl von Stressfaktoren vor und stärken so die Resilienz. Um das Thema umfassend zu beleuchten, baut XR2ESILIENCE auf Erkenntnisse aus verschiedenen Fachrichtungen und den interdisziplinären Dialog zwischen ihnen.
Wichtige Vorhaben des Projekts sind:
- Identifikation von Mechanismen, die Pflegekräfte resilienter machen.
- Untersuchung, wie XR-Technologien dazu beitragen können, die Resilienz von Pflegekräften zu fördern.
- Entwicklung von XR-Interventionen, die effektiv sind und von den Pflegekräften als sinnvoll angesehen werden.
- Erstellung von XR-gestützten Resilienztrainings, die den Berufsalltag im Gesundheitswesen realistisch simulieren.
- Flexible Anpassung der XR-Interventionen an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer*innen.
Methoden
Wir entwickeln Trainingsprogramme für Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen, die auf Extended-Reality-(XR)-Technologien basieren und die Resilienz stärken. Im Gegensatz zu früheren Forschungen legen wir besonderen Wert auf die Akzeptanz der XR-Trainings durch die Nutzer*innen. Ein Erfolgsfaktor dafür ist, dass wir die XR-Interventionen an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer*innen anpassen und in einer randomisierten klinischen Studie evaluieren.
Darüber hinaus erstellen wir eine Liste mit Empfehlungen, die weitreichende Richtlinien sowie eine vereinfachte Checkliste umfassen. Diese Ressourcen sollen Arbeitgeber*innen und politischen Entscheidungsträgerinnen Orientierung bieten und die Implementierung von XR-Trainings erleichtern. So werden gezielte, umfassende und nachhaltige Maßnahmen für mehr Resilienz ermöglicht, die die Situation von Beschäftigten im Gesundheitswesen verbessern. Die von XR2ESILIENCE entwickelten Werkzeuge und Publikationen werden der Forschungsgemeinschaft über die European Open Science Cloud (EOSC) zugänglich gemacht
Ergebnisse
XR2ESILIENCE entwickelt auf empirischen Erkenntnissen beruhende Resilienz-Trainings für gefährdete Gruppen im Gesundheitswesen, die individuell angepasst werden können. Ein solch maßgeschneiderter Ansatz ist neu im Bereich der Resilienzförderung. Das gesamte Trainingsprogramm nutzt Extended-Reality-(XR)-Technologien und ist auch für kurze Interventionen geeignet. Es unterstützt nicht nur Einzelpersonen dabei, sich gegen arbeitsbedingte Stressoren zu wappnen, sondern hat auch sozioökonomische Folgewirkungen, die viele positive Veränderungen anstoßen und damit den Organisationen in ihrer Gesamtheit helfen.
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Center for Digital Health and Social Innovation
- MEDIZINISCHE UNIVERSITAT GRAZ (lead)
- MINDCONSOLE GMBH
- SERVICIO MADRILENO DE SALUD [Spanien]
- Fundación para la Investigación e Innovación Biomédica dES [Spanien]
- LEIBNIZ-INSTITUT FUR RESILIENZFORSCHUNG (LIR) GGMB [Deutschland]
- LEUPHANA UNIVERSITAT LUNEBURG [Deutschland]
- UNIVERSIDADE DE EVORA PT [Portugal]
- INSTITUTO SUPERIOR DE ECONOMIA E GESTAO [Portugal]
- PREDICTBY RESEARCH AND CONSULTING S.L. [Spanien]
- Psihijatrijska bolnica ''Sveti Ivan'' [Kroatien]
- SIGMUND FREUD PRIVATUNIVERSITAT WIEN GMBH
- Central Institute of Mental Health [Deutschland]